Kriminalistik 4.0

KI verbessert Methoden zur Visualisierung von Tatorten

Der Tatort – ein unübersichtliches Puzzle

Zumindest aus dem Fernsehkrimi kennt heute wohl fast jeder Bilder von Tatorten. Daher wissen die Zuschauerinnen und Zuschauer auch um die Bedeutung präziser Tatortanalysen. Die Realität, der Beamtinnen und Beamte tagtäglich gegenüberstehen, ist jedoch weitaus komplexer. Da erweisen sich Tatorte oft als unübersichtliche Puzzle. Für die Beamtinnen und Beamten bedeutet das: Sie müssen auf jedes Detail achten. Nur so ergibt sich ihnen ein Bild vom Tathergang und damit die Chance, den Fall aufzuklären.


So lief es bisher

Meilensteine der Tatortanalyse

Der Polizei stehen heute dank kontinuierlicher kriminalistischer Forschung verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, die zur Dokumentation von Spuren und Indizien herangezogen werden können. Wichtige Meilensteine auf diesem Weg sind die Sicherung von Fingerabdrücken, die Einführung des Tatortkoffers und labortechnische Untersuchungen wie beispielsweise die DNA-Analyse.

Mit diesen und weiteren kriminalistischen Verfahren lassen sich Spuren sammeln und miteinander verbinden, Taten rekonstruieren sowie letztlich aufklären. Neben der Sicherung der Spuren durch die Kriminaltechnik bleibt die Konsolidierung aller gesammelten Spuren zu einem kohärenten Gesamtbild der Tat die entscheidende und oftmals schwierige Aufgabe der Kriminalbeamtinnen und Kriminalbeamten.

Dies stellt insbesondere dann ein Problem dar, wenn neue Beamtinnen und Beamte hinzugezogen werden und sich umfangreich in den Fall und das Spurenbild einarbeiten müssen.

Die Einarbeitung erfolgt häufig anhand einer Vielzahl von Fotos, Dokumentationen und Berichten vom jeweiligen Tatort. Diese Arbeit ist besonders zeitaufwendig und basiert zudem auf der individuellen Erfahrung der Beamtinnen und Beamten.

Der nächste Schritt hin zu einer Kriminalistik 4.0 stellt daher die Anwendung von Virtual Reality- und Augmented Reality zur Tatortvirtualisierung dar.

Die Rolle der KI

Mit einem speziell dafür entwickelten 3D-Scanner wird der Tatort und – falls notwendig – dessen Umgebung erfasst und virtualisiert. In weiteren Schritten werden dann anhand des Spurenbildes sogenannte Layer durch die Beamtinnen und Beamten erzeugt. Dazu gehören beispielsweise Geodaten, Formspuren, Waffen und Munition, aber auch Erkenntnisse aus der biologischen Analytik oder forensischen Entomologie. Den so erzeugten 3D-Raum können die Ermittlerinnen und Ermittler mittels eines Virtual-Reality-Headsets oder Mixed-Reality-Headsets jederzeit betreten und sich darin frei bewegen.

KI-Modelle werden in diesem Rahmen für die Erzeugung der Virtual Reality Umgebung eingesetzt. Aus vorhandenem Bildmaterial und sensorischen Daten wird mittels KI eine realistische Umgebung abgeleitet. Daneben können Deep-Learning Algorithmen genutzt werden, um Texturierung und Detaillierung für das 3D-Modell zu erzeugen und dieses realistischer erscheinen zu lassen. Generative KI wird innerhalb der Virtualisierung dazu genutzt, physikalische Simulationen z. B. von Projektilen, aber auch von Zersetzungsprozessen zu simulieren und grafisch darzustellen.


So läuft es heute

KI-gestützte Tatortvirtualisierung für eine effizientere Aufklärung

Es gibt verschiedene Einsatzszenarien, die von den Vorteilen der Tatortvirtualisierung profitieren können. In diesem Verfahren können alle Informationen, die zu einer Ermittlung gehören, an einer Stelle zur Verfügung gestellt und visualisiert werden. Die Ermittlerinnen und Ermittler können dadurch jederzeit den Tatort virtuell begehen und sich alle Informationen an einem Ort anzeigen lassen.

Mit dem 3D-Scanner und vorgelagerten KI-Modellen lässt sich beispielsweise ein Leichenfundort sowie die Auffindesituation mit unterschiedlichen Layern visualisieren. Fände die Polizei im Erdgeschoss eines Einfamilienhauses eine tote Person, könnte nach Ablauf der kriminaltechnischen Untersuchung die Virtualisierung des gesamten Tatortes sowie des Gartens erfolgen.

In diesem erdachten Fall nimmt die Polizei nun die virtuelle Analyse über das KI-System vor. Dafür sind die Position der Leiche und die einzelnen Spuren wie Blut, Finger- und Fußabdrücke in den gescannten Daten markiert. Es stellt sich heraus: Die zwei Geschosse, die das Opfer im Oberkörper getroffen haben, waren nicht sofort tödlich.

Die Tatortvirtualisierung liefert den Ermittlerinnen und Ermittlern nun weitere Erkenntnisse. Dafür nutzen sie, nachdem sie den 3D-Raum betreten haben, diverse Layer und navigieren sich gestengesteuert durch den visualisierten Tatort. So zeichnet das System die Fußabdrücke des Täters und dessen Weg durch das Haus nach. Über den entsprechenden Layer erhalten die Beamtinnen und Beamten Detailinformationen wie Größe und Art der Schuhe. Diese können dann auf Übereinstimmungen mit entsprechenden Datenbanken oder ähnlich gelagerten Fällen geprüft werden.

Über die Position der Leiche und die Eintrittswinkel beider Projektile können die Geschoßbahnen visuell dargestellt werden. Die Darstellung der Leiche zeigt zudem die Eintrittsstellen der Geschosse an. Daraus kann die KI die Position des Täters bestimmen und im Raum markieren. Ein weiterer Layer zeigt den Bericht der Rechtsmedizin inklusive der gefundenen DNA- und RNA-Spuren an. Über die Blutspurenmusteranalyse können Erkenntnisse gewonnen werden, ob sich das Opfer gewehrt oder einen Fluchtversuch unternommen hat. Im Außenbereich sind überdies weitere Fußspuren erkennbar. Sie zeigen, wie sich der Täter Zugang zum Haus verschafft hat. In der virtuellen Darstellung sehen die Ermittlerinnen und Ermittler darüber hinaus, dass zum Tatzeitpunkt ein Gewitter tobte, das weitere Spuren vernichtet hat.

Die Virtualisierung mittels Virtual-Reality Headsets bietet den Ermittlerinnen und Ermittlern verschiedene Vorteile gegenüber der klassischen Ermittlungsarbeit. Alle relevanten Informationen und Spuren befinden sich an einem Ort zugänglich und können in einem realistischen Gesamtkontext dargestellt werden. Dies vereinfacht die ermittlungstaktische Konsolidierung und bietet die Möglichkeit, Taten im zeitlichen Geschehen darzustellen, wiederholt zu analysieren und für die Zukunft zu konservieren. Bestehende Ermittlungsansätze werden auf diese Weise unterstützt und „Cold Cases“ können schneller wieder aufgerollt werden.


Sie haben Fragen?

Keine Webseite und keine Broschüre kann das persönliche Gespräch über Ihre Ziele und Ihre Themen ersetzen. Wir freuen uns auf einen Termin bei Ihnen vor Ort.


Verwaltung digital erleben


Als starker Partner evaluieren wir gemeinsam mit Ihnen die Chancen der digitalen Transformation und sorgen mit dem gezielten Einsatz moderner IT für die Optimierung Ihrer Kerngeschäftsprozesse und Fachverfahren. Profitieren Sie von unserem Branchen-Know-how sowie von unserer weitgreifenden fachlichen, technischen und methodischen Expertise aus einer Vielzahl von Veränderungsprojekten.