Wer zwischen schlechter Wirtschaftsstimmung, Wahlkampf und Trump noch Kapazitäten für Gespräche an der Kaffeemaschine aufweisen kann, landet sehr schnell beim Thema Künstliche Intelligenz. Alle und alles wird mit KI in Verbindung gebracht. Die Grundlage dabei: Daten, Daten, Daten! Das neue Gold? Die einzige Möglichkeit, als Organisation überhaupt zu existieren? Ein typischer Hauch Pessimismus ist an der Kaffeebar zu spüren. So einfach, so schön.
Vielleicht sind die intelligenten Daten wirklich das alles entscheidende Thema, die einzig relevante Variable in der hauseigenen Unternehmensgleichung. Vielleicht aber auch nicht? Eine Beobachtung der letzten zwei Jahre: In puncto Daten und KI wird definitiv zu selten diskutiert, welche Rolle der Mensch, die Mitarbeitenden, die Führungskräfte, Chefs und Chefinnen in einer gelingenden KI-Transformation spielen und wie wir diese noch viel besser gestalten können. Die Diskussionen um Jobverluste, Berufe im Wandel und den Übergang in eine Datenökonomie meine ich dabei nicht. Mir geht es um einen viel bedeutenderen Punkt, einen viel größeren Hebel für eine positive Gestaltung der eigenen Unternehmung.
Die kreative (oder auch schöpferische) Zerstörung nach Schumpeter besagt, dass Innovationen, die sich am Markt durchsetzen, alte Strukturen verdrängen und zerstören. Diese Innovationen werden von Organisationen auf den Markt geworfen, sind aber im Kern immer vom Menschen kreiert worden. In sehr seltenen Fällen von nur einem CEO oder einer ganz bestimmten Ingenieurin. Innovationen sind ein Gemeinschaftsprojekt, ein Gesamtkunstwerk und die vorausgehenden Inspirationen und externen Gedankenanstöße nicht mal zu einem kleinen Bruchteil nachvollziehbar. Innovationen sind gewissermaßen Magie, nicht nur harte Arbeit.
Wie werden wir innovativer? Diese Frage wird seit vielen Jahrzehnten gestellt und selten gut beantwortet. Ein kleiner Hinweis vorweg: Ich weiß es auch nicht! Aber eine Sache weiß ich ganz gewiss: Es gibt Faktoren, die Kreativität begünstigen und Faktoren, die das Neue im Keim ersticken. Wenn wir über KI und die notwendigen Daten sprechen und ich den Menschen in den Mittelpunkt stelle, ist die Innovation mein zentrales Argument. Wer KI (und jede andere technologische Neuerung) in der eigenen Organisation implementieren möchte, sollte niemals nur an die Technologie denken. Wir Menschen sind Mitgestalter unserer eigenen Arbeitswelt und das zu einem ganz erheblichen Anteil. Wir kommunizieren, kreieren und verwalten neben- und miteinander. Dadurch erschaffen wir nicht nur die Produkte und Dienstleistungen, die ganze Märkte umkrempeln, sondern auch das Innenleben einer jeden Unternehmung. Wer KI vorantreiben möchte, sollte sich sehr, sehr viele Gedanken darüber machen, wie es um dieses Innenleben bestellt ist.
Gibt es ein zukunftsfreudiges und neugieriges Miteinander oder findet sich ein pessimistisches und vergangenheitsorientiertes Gegeneinander? Wer zwischen diesen Extremen nicht entscheiden kann, darf sich weitere Fragen stellen und eine Richtung einschlagen: Wer wollen wir sein? Wie sieht gute Arbeit wirklich aus? Wie kann die KI uns helfen noch mehr oder endlich das volle Potenzial der Mitarbeitenden zu entfalten?
Eine Sache ist dabei klar: Die Unternehmen, die bei der KI nur an die Effizienz denken, sind das Gegenteil von innovativ. Die Innovation war und wird immer etwas anderes sein. Zukunft entsteht immer durch das Neue, das Andere, durch die Effektivität. Magie hin oder her. Darauf kommt es an!