Christian: Der digitale Euro ist strategisch entscheidend, um die Währungssouveränität Europas in einer zunehmend digitalisierten Welt zu sichern und die Abhängigkeit von privaten, oft außereuropäischen Zahlungsanbietern zu reduzieren. Er soll ein staatlich abgesichertes, vertrauenswürdiges und effizientes digitales Zahlungsmittel für alle Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen im Euroraum bieten, das Bargeld ergänzt und die Finanzstabilität wahrt. Dieser digitale Euro ist als Alternative zum Bezahlen von Person zu Person (P2P), am Point of Sale (POS) und im E-Commerce konzipiert. Dies schafft die Basis für ein widerstandsfähigeres und autonomeres europäisches Zahlungsökosystem, das auch im Krisenfall funktioniert und neue Innovationsfelder im Zahlungsverkehr ermöglicht.
Enrico: Absolut – Christian bringt es sehr gut auf den Punkt. Für mich liegt die Stärke des digitalen Euro darin, dass er das Vertrauen, das wir mit Bargeld verbinden, in die digitale Welt überträgt: Verlässlichkeit, Sicherheit und Unabhängigkeit – und das für alle. Gerade Menschen, die digitalen Zahlungsmethoden bisher skeptisch gegenüberstehen, könnten dadurch erstmals einen Zugang finden. Wer sich heute strategisch aufstellt, kann morgen gezielter und schneller skalieren.
Gleichzeitig entstehen für europäische Banken und Zahlungsdienstleister neue Chancen: Sie können auf dieser Infrastruktur eigene, innovative Services aufbauen – und damit ihre Position im Wettbewerb stärken. Es geht also nicht nur um Technologie, sondern auch um digitale Selbstbestimmung. Der digitale Euro ist letztlich Europas Antwort auf die Marktmacht globaler Plattformanbieter.
Christian: Entscheidende Impulse in den nächsten Jahren werden die gesetzliche Rahmensetzung durch die EU-Kommission, das Parlament und den Rat sein. Die Durchführung des digitalen Euro setzt eine gesetzliche Grundlage voraus, wobei die entsprechende EU-Verordnung voraussichtlich Ende dieses Jahres oder Anfang des nächsten Jahres verabschiedet wird. Wichtig sind hierbei insbesondere, die Halteobergrenzen für digitale Euro, um die Finanzstabilität der Geschäftsbanken nicht zu gefährden sowie die Schnittstellen und die technische Architektur für die Einbindung der Banken und Zahlungsdienstleister. Auch die Akzeptanz und Nutzerfreundlichkeit bei Endverbrauchenden und Händlern, die stark von der Usability und den gebotenen Mehrwerten abhängen, werden maßgeblich über seinen Erfolg entscheiden.
Enrico: Richtig – und ich finde, wir müssen den digitalen Euro immer auch im Kontext anderer regulatorischer Entwicklungen sehen: PSD3, PSR, FIDA. Diese Rahmenwerke sorgen nicht nur für mehr Klarheit, sondern bringen auch dringend notwendige Standards. Für Finanzinstitute ist das eine enorme Chance zur Neuaufstellung. Und ein Punkt ist mir besonders wichtig: Datenschutz. Die Menschen wollen wissen, dass ihre Daten sicher sind. Optionen wie pseudonymisierte Zahlungen oder eine Offline-Funktionalität können hier echte Vertrauensanker sein. Wenn wir das von Anfang an mitdenken, steigert das nicht nur die Akzeptanz – es wird ein Erfolgsfaktor.