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Wie verwaltet man eigentlich über 50 Millionen Steuerpflichtige?

Zum Verständnis und zur Einführung: Steuerdigitalisierung betrifft nicht nur die Mitarbeitenden im Finanzamt, es betrifft einen jeden Bürger des Landes, der Steuern zahlt. Und mag der ein oder andere beim Stichwort “Steuern” abschalten, sollten wir die Fortschritte in der Digitalisierung der Steuerverfahren genauer beobachten. Ohne die Prozesse der Steuerverfahren, wäre der Staat innerhalb weniger Tage zahlungsunfähig, da Steuern die größte Einnahmequelle des Landes darstellen. Sie tragen elementar zur Wertschöpfung und Aufrechterhaltung bei.

In meinem Blog-Beitrag möchte ich ein gemeinsames Verständnis zur Steuerdigitalisierung aufzubauen.

Steuern digitalisieren nach Steuersprache

In der Steuerdigitalisierung gibt es einige Begriffe, die man kennen sollte.

KONSENS-Gesetz

Im KONSENS- (Koordinierte neue Software-Entwicklung der Steuerverwaltung) Gesetz werden die bundeseinheitliche Entwicklung und der gemeinsame Einsatz von Software in der Steuerverwaltung durch die Länder geregelt. Das KONSENS-Gesetz trat im August 2017 in Kraft.

Die Länder wirken bei der Planung, Entwicklung, Pflege und Nutzung der steuerlichen Verfahren gemeinsam im Rahmen einer Verwaltungsvereinbarung mit.

Ziel ist es, Steuerverfahren effizienter zu gestalten und eine medienbruchfreie, einheitliche IT-Infrastruktur zu gewährleisten. KONSENS schafft die Basis damit die Bundesländer aktiv miteinander arbeiten, was zu mehr Standards und gegenseitiges Verständnis führt. Dies spart Kosten, Zeit und reduziert den Verwaltungsaufwand.

Und ja klar, auch schon vor 2017 wurden IT-Verfahren digitalisiert. Dank des KONSENS-Gesetzes passiert dies nun zentralisierter, fokussierter und vor allem bundeslandübergreifend.

KONSENS-Vorhaben

Das KONSENS-Vorhaben ist eine länder- und bundesübergreifende Initiative zur gemeinsamen Entwicklung und Nutzung einheitlicher IT-Verfahren für die Steuerverwaltung.

Ziel ist es, den Steuervollzug bundesweit zu modernisieren und zu digitalisieren. Dies vermeidet Redundanzen in der Entwicklung, Steuerverschwendung und stellt sicher, dass bundeslandübergreifend gedacht und entwickelt werden.

KONSENS-Verfahren

16 Bundesländer, davon fünf Auftragnehmer, sowie der Bund arbeiten gemeinsam an insgesamt 19 IT-Verfahren mit weit über 1.300 Mitarbeitenden. Der Fokus liegt nicht mehr auf der Entwicklung im eigenen Bundesland, sondern auf einer einheitlichen, deutschlandweiten Denkweise. Das spart Geld, Prozesse und Zeit.

Fünf Auftraggeberländer (Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen) arbeiten mit dem Bund nach dem EfA-Prinzip (Eine Software für alle) am größten Digitalisierungsvorhaben Deutschlands zusammen. Die Kosten teilen sich alle Länder sowie der Bund.


Digitalisierung, die ankommt – auch in der Verwaltung.

Mit langjähriger Erfahrung, praxisnahen Methoden und technologischer Exzellenz unterstützt adesso Behörden dabei, den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten. Unsere Expertenteams kennen die Anforderungen des öffentlichen Sektors und entwickeln passgenaue Lösungen – von der Strategie bis zur Umsetzung.

Jetzt mehr erfahren und gemeinsam Verwaltungsprojekte zukunftssicher machen!


ELSTER, die größte E-Government-Anwendung Deutschlands, ist sicherlich jedem ein Begriff. Doch was wäre ELSTER ohne das IT-Verfahren GINSTER, den Grundinformationsdienst der Steuerverwaltung? Dort sind die Stammdaten der Steuerpflichtigen hinterlegt, auf die ELSTER für jeden Steuerfall zugreift.

Ein weiteres IT-Verfahren namens BIENE pflegt die Stammdaten und hält sie aktuell. GINSTER wird entsprechend über BIENE bei Änderungen der Stammdaten informiert.

Wenn jetzt eine Steuererklärung über ELSTER an den Steuerpflichtigen geht, was würde es den Staat kosten, wenn eine von hundert Steuererklärungen zu einer falschen Besteuerung führt? Dabei sind nicht nur die Korrekturarbeiten zu berücksichtigen, sondern auch die Klagen, die Steuerpflichtige ggf. einreichen.

Die vielen Millionen Steuererklärungen, die jährlich abgegeben werden, lassen sich nur schwer manuell prüfen. Hier kommt RMS als Risikomanagementsystem ins Spiel. RMS prüft und bewertet je nach Steuerfall teils vollständig automatisiert die korrekte Besteuerung.

Es gibt 19 IT-Verfahren, die miteinander kommunizieren – natürlich bundeslandübergreifend – und die teils voneinander abhängig sind. Wie stellt man sicher, dass alle Verfahren auf aktuellen Daten arbeiten und darauf basierend die richtigen Entscheidungen treffen können?

GeCo koordiniert die verfahrensübergreifenden Geschäftsprozesse und verhindert so Datenstau, Fehlinformationen und Verzögerungen in der Kommunikation zwischen den Verfahren. Dadurch erhält der Sachbearbeiter im Finanzamt ein robustes und zuverlässiges System. Das Ergebnis? Ein fließender Prozess zwischen Finanzamt und dir als Steuerpflichtigen.

TZAK2025v2

Die TZAK2025v2 (Technische Zielarchitektur Konsens) ergänzt die Prozesse, Gesetze und übergreifenden Vorhaben zur gemeinsamen Zusammenarbeit der Länder durch technische Vorgaben. Dadurch verabschiedet sich die Steuerverwaltung mittel- bis langfristig vom monolithischen Vorgehen und setzt auf moderne Technologien wie Microservices.

Um dies für die Beteiligten klarer zu machen, wurde ein Technologiestack entwickelt, der Standards zu Sicherheit und Compliance, zur Entwicklung der Fachverfahren in Microservices nach Client, Backend und Datenbank, zu DevOps, zur benötigten Infrastruktursoftware sowie zur Integration (Messaging, Prozessintegration und API-Gateway) vorgibt. Hinzu kommt das KONSENS-AppKit, das als App-Framework zu verstehen ist.Die TZAK2025v2 unterstützt die Cloud-Strategie der Steuerverwaltung und ermöglicht eine nahtlose Integration in die Deutsche Verwaltungs-Cloud (DVC).

Herausforderungen in der Digitalisierung der Steuerverwaltung

Die Herausforderungen sind gar nicht so groß anders gelagert als die, die wir bereits aus der öffentlichen Verwaltung kennen.

Personal-/Fachkräftemangel

Auch die Steuerverwaltung muss sich dem demografischen Wandel stellen. Hinzu kommt der Bedarf an Fachpersonal, das sich sowohl mit IT als auch mit der komplexen Fachlichkeit der Steuerverwaltung auskennt.

Fehlendes Know-how

Neue Technologien und Methoden erfordern nicht nur Lernbereitschaft, sondern auch spezifisches Fachwissen, das intern teilweise erst aufgebaut werden muss.

Umsetzbarkeit der Vorgaben aus KONSENS

KONSENS geht die richtigen Schritte, doch neue Vorgaben und Arbeitsweisen sind ein großes Change-Projekt. Die Menschen müssen mitgenommen werden und das geht nicht von heute auf morgen.

Konsolidierung von Prozessen, IT-Landschaften und Verfahren

Die TZAK2025v2 zeigt, wie es werden soll. Allerdings wird nicht auf der grünen Wiese entwickelt und das Steuersystem ist komplex, genauso die aktuelle IT-Landschaft.

Betrieb der modernen Zielarchitektur

Ein Betrieb muss heutzutage in der Lage sein, eine moderne Architektur zu verstehen und mit den neuesten Technologien und Komponenten umzugehen. Es reicht nicht aus, nur Server und Platz zur Verfügung zu stellen. Betriebe müssen mit anderen Landesbetrieben zusammenarbeiten, BSI-Zertifizierungen durchlaufen, eine hohe Verfügbarkeit sicherstellen und neben dem Regelbetrieb auch die Zeit für die vielen neuen Vorhaben und deren Installation finden.

Einsatz von KI im Zuge des Datenschutzes

KI hilft bereits heute in der Steuerverwaltung, wenn auch noch nicht vollumfänglich. Die Mitarbeitenden müssen im Umgang geschult werden und die Lösungen sollten datenschutzkonform bereitgestellt werden.

Viele dieser Herausforderungen entwachsen den Wünschen und Vorhaben der digitalisierten Steuerverwaltung:

  • Kosteneffizienter arbeiten,
  • regelmäßiger Software ausliefern,
  • rechtssichere Software bereitstellen,
  • Papierloser werden, weniger Medienbruch,
  • Software näher am Anwender bereitstellen und
  • moderne Technologien wie KI aktiv einbinden und nutzen.

Unsere Services

Seit über zehn Jahren ist adesso in der Digitalisierung der Steuerverwaltung aktiv und unterstützt in unzähligen Rollen unterschiedlichste Fachbereiche erfolgreich.

Unsere Fachleute verfügen über umfassende Expertise und etablierte Standards. Technologisch sind wir Vorreiter und verfügen über Expertise zu jeder Komponente der TZAK2025v2 sowie zu weiteren Themen.

Als KI-Dienstleister vereinen wir technisches Know-how mit einem tiefen Verständnis der spezifischen Fachlichkeit.

Auf einen Blick – adesso:

  • ist unter den Top 5 der Digitalisierungspartner in Europa.
  • verfügt über Projektexpertise aus 16 KONSENS IT-Verfahren.
  • ist Digitalisierungspartner für Finanzprozesse und Steuern.
  • ist Public-Experte mit über 500 Mitarbeitenden, welche die Öffentliche Verwaltung mit digitalisieren.
  • ist SAS-Partner: Als führender SAS-Partner nutzen wir die Financial Crime Plattform zur Erkennung von Steuerbetrug.
  • ist SAP Gold Partner mit über 1.000 Fachleuten.
  • verfügt über Steuerreferenzen in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen.

Zudem setzen wir auf Eigenentwicklungen wie:

  • adesso Transformer: Mit der adesso transformer suite überführen wir Ihre Businesslogik in eine neue Anwendungsarchitektur. Code muss lesbar, wartbar und refaktorisierbar sein, damit anschließend Betrieb und Wartung in einer containerisierten Umgebung stattfinden kann. All das verbinden wir mit einem Produkt.
  • Echolot als DSGVO konformes Umfragetool
  • adessoGPT, unsere datenschutzkonforme KI-Lösung für maximale Effizienz und Sicherheit aus einer Hand.

Wir unterstützen euch!

Ihr möchtet mehr über die digitale Transformation der Steuerverwaltung erfahren oder steht selbst vor Herausforderungen im Kontext von KONSENS, TZAK2025v2 oder der Umsetzung moderner IT-Architekturen?

Wir unterstützen euch mit tiefem Fachverständnis, technologischer Exzellenz und praxiserprobten Lösungen.

Jetzt Kontakt unverbindlich aufnehmen


Bild Stefan Mönk

Autor Stefan Mönk

Stefan Mönk ist bei adesso als Senior Consultant für die Line of Business Public am Standort Hannover tätig. Seine Leidenschaft ist das Thema Agilität. Als Requirements Engineer, agiler Projektmanager, Product Owner und Scrum Master hat ihn das Thema agile Softwareentwicklung stehts begleitet. Neben der Agilität interessiert er sich darüber hinaus für digitale, skalierende Geschäftsmodelle und deren Monetarisierung.


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