Predictive Maintenance wirtschaftlich gedacht - ein Business Case für die Energieproduktion

Predictive Maintenance gilt als einer der wichtigsten Hebel zur Steigerung von Effizienz, Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit in der Energieproduktion. Die Grundidee ist intuitiv: Anlagen sollen nicht mehr nach festen Intervallen gewartet werden, sondern genau dann, wenn Daten auf einen bevorstehenden Fehler hinweisen. Doch ob dieser Ansatz tatsächlich Mehrwert schafft, lässt sich erst durch eine fundierte Business-Case-Validierung beurteilen. Denn technische Machbarkeit allein reicht nicht aus, um eine Investitionsentscheidung zu treffen.

Technische vs. wirtschaftliche Machbarkeit

In Proof-of-Concept-Projekten zeigt sich häufig, dass sich Algorithmen durchaus eignen, um Muster in Sensordaten zu erkennen oder Anomalien vorzuschlagen. Das beantwortet jedoch nur die Frage: Kann der Use Case technisch funktionieren?

Mindestens ebenso wichtig ist die zweite Frage: Welchen wirtschaftlichen Effekt erzeugt er?

Für die Business-Case-Validierung wird zunächst die Basis der heutigen Instandhaltung erhoben. Dazu gehören:

• Wartungsintervalle für relevante Komponenten,
• Häufigkeit und Art ungeplanter Ausfälle,
• OPEX-Kosten für Material, Personal und Logistik sowie
• wirtschaftliche Folgen von Stillständen, zum Beispiel Einnahmeverluste oder Verfügbarkeitsstrafen.

Erst diese Transparenz ermöglicht es, Einsparpotenziale gegenüberzustellen.

Wie Predictive Maintenance Wert schafft

Sobald die Baseline definiert ist, werden Hypothesen gebildet, wie sich prädiktive Wartung auf den Betrieb auswirkt. Viele Effekte entstehen nicht durch spektakuläre Vermeidung großer Schäden, sondern durch die Summe kleiner Verbesserungen im Tagesgeschäft. Dazu zählen:

• Zielgenauere Wartung statt pauschaler Intervalle,
• vermeidbare ungeplante Stillstände, die teuer und organisatorisch aufwendig sind,
• optimiertes Timing, etwa Wartung während Niedrigwind- oder Niedrigerzeugungsphasen sowie
• längere Lebensdauer ausgewählter Komponenten.

Diese Effekte werden in einem zweiten Schritt in finanzielle Größen übersetzt – typischerweise über Kennzahlen wie Return on Investment (ROI), Net Present Value (NPV) und Verfügbarkeitssteigerungen.

Die Bedeutung von Anlagenverfügbarkeit

In nahezu allen Formen der Energieproduktion – Wind, Solar, Hydro oder konventionell – ist die Anlagenverfügbarkeit unmittelbar mit wirtschaftlichem Erfolg verknüpft. Jede ungeplante Ausfallstunde reduziert nicht nur die Einnahmen, sondern beeinflusst häufig vertraglich definierte Mindestverfügbarkeiten. Deren Unterschreitung kann zu Abschlägen oder Penalty-Zahlungen führen.

Predictive Maintenance unterstützt Betreiber dabei, diese Risiken zu reduzieren. Früh erkannte Störungen, besser planbare Einsätze und die Möglichkeit, gefährliche Zustandsverschlechterungen zu vermeiden, tragen entscheidend dazu bei, dass Anlagen zuverlässiger laufen.

Fazit

Predictive Maintenance entfaltet seinen Wert erst dann vollständig, wenn technische Machbarkeit mit einer klaren wirtschaftlichen Bewertung verbunden wird. Eine strukturierte Business-Case-Validierung zeigt, welche Einsparungen, Verfügbarkeitsgewinne und operativen Vorteile realistisch sind – und bildet damit die Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen in der Energieproduktion.

Gleichzeitig ist Predictive Maintenance kein isolierter Use Case, sondern ein Baustein moderner Service-Innovationen. Mit unserem Ansatz des Service Innovation Prototyping unterstützen wir Energieunternehmen dabei, datenbasierte Services iterativ zu entwickeln, früh zu testen und wirtschaftlich abzusichern.