Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Ihr fragt euch, was das Ganze nun mit Agilität zu tun hat? Zwischen dem Autofahrer und Entwicklungsteams, die mit geringer agiler Erfahrung ein Projekt nach agilen Grundsätzen anpacken wollen, sollen oder müssen, besteht eine gewisse Parallele. Wie auch auf der Autobahneinfahrt braucht ihr für den Start in die agile Welt neue und eventuell sogar ungewohnte Ansätze, deren Sinn und Nachhaltigkeit sich manchmal erst im weiteren Verlauf des Projekts erschließen.

Als Agile Coach gehört dieses agile „Einspuren“ von unterschiedlich aufgestellten Teams in unterschiedlichen Umfeldern zum Alltag – sei es als Scrum Master, (proxy-) Product Owner, Developer oder Release Train Engineer.

Nachfolgend möchte ich euch einige wichtige Aspekte im Projektalltag nennen, bei denen ihr als Agile Coaches euer Team beim Wechsel auf die Überholspur unterstützen könnt:

1) Initialisierung, Pilotierung

Die agile Transformation an sich ist ein eigenes Projekt und benötigt eine gezielte Vorbereitung. Dabei solltet ihr auf eine nachhaltige Überzeugungsarbeit im höheren Management Wert legen, um direkt von dort sowohl das Mandat als auch die öffentlich kommunizierte Unterstützung zu erhalten.

Die horizontal über die Aufbauorganisation verteilten Anspruchsgruppen solltet ihr früh in das neue Vorgehen einbeziehen und darauf sensibilisieren – und zwar vom Kunden über den Kundenvertreter, das Produktmanagement, die Entwickler bis hin zur Betriebsorganisation. Durch die nachhaltige organisatorische Integration der agilen Teams stellt ihr sicher, dass die Projektarbeit kontinuierlich auf den Mehrwert für Kunden und Organisation ausgerichtet wird.

Für die Implementierung der agilen Transformation empfiehlt sich ein Pilotprojekt, das mit mittlerer Größe und mittlerer Komplexität keine unnötigen Risiken birgt. Damit kann sich euer Team gemeinsam mit euch als Agile Coach auf die Einführung der agilen Projektabwicklung und den größtmöglichen Kundennutzen konzentrieren.

2) Continuous Integration, Continuous Delivery

Neben der organisatorischen Integration, wird der Fokus gleichermaßen auf die technische Integration gelegt. Damit möchte ich sagen, dass keine simulierten Schnittstellen oder isolierte Komponenten ausgeliefert werden sollen. Mittels dieser durchgängigen Realisierung von der Benutzeroberfläche bis hin zu Datenbanken und Schnittstellen kann möglichst viel verifiziert werden. Gleichzeitig könnt ihr damit Schwächen und Fehler der Lösung schnell identifizieren („Fail fast, fail cheap“). Dieser Grundsatz gilt von Anfang an und behält seine Gültigkeit für die gesamte Projektdauer.

Die dadurch aufgedeckten Probleme sind oft unangenehm. Sie haben aber den Vorteil, dass sie euch von nun an bekannt sind. Ihr könnt sie unmittelbar angehen, ohne dass sich diese Probleme erst viel später und mit viel Zusatzaufwand manifestieren. Jeder Schritt im Projekt basiert dadurch auf einem integrierten und verifizierten Fundament, was die technischen Risiken über die gesamte Projektdauer reduziert.

Den Anspruchsgruppen wird in regelmäßigen Abständen – beispielsweise alle zwei bis vier Wochen − ein funktionierendes und nutzbares Produkt mit einem ausgewiesenen Mehrwert präsentiert und zur Prüfung bereitgestellt. Mit diesem kontinuierlichen Feedback-Zyklus stellt ihr sicher, dass das Produkt bestmöglich auf die aktuellen Bedürfnisse ausgerichtet ist.

3) Kollaboration und Kommunikation

Den Kern jedes agilen Teams bilden meist der Kundenvertreter (zum Beispiel der Product Owner), der Projekt-„Weibel“ (beispielsweise der Scrum Master) und das Entwicklungsteam. Der im Product Management oder im Verkauf verankerte Kundenvertreter sollte − neben seinem Tagesgeschäft − dem Projekt mindestens die Hälfte seiner Zeit zur Verfügung stellen. Ich empfehle euch, die Mitglieder des Entwicklungsteams exklusiv für das Projekt abzustellen. Dadurch werden die externen Abhängigkeiten minimiert und die Konzentration auf die kollaborative Arbeit im agilen Team maximiert.

Außerdem ist es sinnvoll, agile Teams an einem Ort und wenn immer möglich, in einem dedizierten Raum zusammenzuziehen. Damit wird eine aktive und direkte Kommunikation im agilen Team erreicht, womit Herausforderungen im Tagesgeschäft schneller und unkomplizierter gemeistert werden können. Kurze Kommunikationswege haben sich oft schon als ein kritischer Erfolgsfaktor erwiesen. Zudem müssen alle Mitarbeiter im agilen Team dazu befähigt werden, ihre primäre Aufgabe wahrnehmen zu können. Im obigen Beispiel haben der Product Owner und der Scrum Master das Umfeld für das Entwicklungsteam zu schaffen, in dem das Team effektiv arbeiten kann. Die Verantwortung für die Effizienz der Arbeiten liegt jedoch beim Entwicklungsteam selber.

4) Tools und Prozesse

Natürlich wird das agile Team bei seiner täglichen Arbeit durch eine Vielzahl von bewährten Werkzeugen und etablierten Abläufen unterstützt. Auf der technischen Seite gilt dies vor allem für Continuous Integration, Qualität und Deployment, auf der fachlichen hingegen für Product Backlog Management, agile „Anforderungserhebung“ und Defect Management. Die Auswahl dieser Werkzeuge geschieht kundenspezifisch und deren Anwendung wird optimal auf die agilen Abläufe abgestimmt.

5) Reflektieren und Verbessern

Das Zusammenspiel all dieser Komponenten ist komplex und befindet sich in stetigem Wandel. Dieser Umstand ist sowohl Risiko als auch Chance. Ihr solltet regelmäßig und aktiv über die Effektivität und Effizienz des Teams reflektieren. Basierend auf den Ergebnissen könnt ihr unkompliziert Verbesserungsmaßnahmen für das Team definieren und direkt umsetzen. Hat euer agiles Team diese kontinuierliche Verbesserung erst einmal verinnerlicht, wird es über die Projektlaufzeit markante und nachhaltige Leistungssteigerungen erreichen.

Die zuvor erwähnten Aspekte werden ebenfalls bei der agilen Transformation von mehreren Teams (Scaled Agile) angewandt. Dabei gilt es der gesteigerten Komplexität, den zusätzlichen Abhängigkeiten und den weitergehenden organisatorischen Veränderungen gerecht zu werden. Auch hierfür gibt es unterdessen etablierte Methoden, aus denen ihr die passenden auswählen könnt. In meinem nächsten Blog-Beitrag werde ich ausführlicher über Scaled Agile berichten.

Wenn auch ihr eine agile Transformation plant oder auf der Suche nach einem Partner seid, der euer agiles Team motiviert, werft doch einfach einen Blick in unser aktuelles Video.

Bild Colin  Campbell

Autor Colin Campbell

Colin Campbell leitet das Team von Agile Coaches und Projektleitern bei der adesso Schweiz AG. Er ist diplomierter Wirtschaftsinformatiker und verfügt über ein breites Spektrum von Interessen und Zertifikaten in der Projektabwicklung (z.B. PSM, PSPO, SAFe Agilist, PMI PMP, IPMA B, PRINCE2).

E-Mail: colin.campbell@adesso.ch

Kategorie:

Methodik

Schlagwörter:

Agilität

IT-Projekte

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