Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Was ist das CarAH-Projekt?

Das CarAH-Projekt ist ein Non-Profit-Projekt von adesso, das in Kooperation mit einer südafrikanischen Tagesklinik, der Tokoloho Foundation, durchgeführt wird.

Wie ist das Projekt entstanden?

Am Weihnachtsabend des Jahres 2018 entstand bei Tanja Picker (adessi), Gabriele Schmitt (Arbeit und Leben NRW e. V.) und Almud Pollmeier (Südafrika-Hilfe und Ärztin vor Ort) die Idee für ein gemeinsames Projekt. Dessen Ziel sollte es sein, den interkulturellen Austausch zwischen jungen Erwachsenen mit drei Schwerpunkten zu fördern:

  • Entdecken des jeweiligen Gesundheitswesens
  • Kommunikation und Verbindung der Gruppen
  • Kennenlernen von Kultur und Gegebenheiten des Landes

Was ist die Tokoloho Foundation?

Die Tagesklinik liegt etwa 1,5 Stunden südlich von Johannesburg und sorgt mit der Therapie chronisch kranker Menschen und Aufklärungsarbeit im Township Tumahole für die gesundheitliche Versorgung der Menschen.

Hier geht’s zum Township

Wie hat der Austausch begonnen?

Im November 2019 reiste ein adesso-Team in die südafrikanische Region, um sich mit den Bedingungen dort vertraut zu machen. In einem ersten Schritt wurde die IT-Infrastruktur verbessert und das E-Health-Kommunikationstool MediOne, eine sichere Applikation mit verschlüsselter Ende-zu-Ende-Kommunikation, in der Tagesklinik und auf den Smartphones von Klinikmitarbeitenden implementiert. Im Winter 2021 haben sich erneut vier adessi auf den Weg ins Township Tumahole gemacht, um sich die Tagesklinik anzuschauen und die südafrikanischen Teilnehmenden kennenzulernen. Zudem haben sie sich ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort gemacht, weitere Details zur Planung des Austausches besprochen und erste Quick Wins erarbeitet.

Auf Basis des Besuches konnte die Planung des Austausches fortgesetzt werden. Dazu wurde festgelegt, dass die Begegnung in Dortmund im Herbst 2022 stattfinden sollte. In der Zeit von Herbst 2022 bis Januar 2023 wird das gemeinsame Produkt entwickelt. Im Januar 2023 soll dann die Rückbegegnung in Südafrika stattfinden.

Was ist das Ziel des Austausches?

Im Rahmen des Austausches lernen sich die Teilnehmenden gegenseitig kennen und werden unter anderem mit den Abläufen und Gegebenheiten in Arztpraxen und Krankenhäusern vertraut gemacht. Im Zuge dieses Projektes beginnen die beiden Gruppen mit der Entwicklung einer „Informationsaustauschplattform zur gesundheitlichen Aufklärung über Krankheiten“ – mit dem Namen CarAH. Der Start hierzu fand bereits am 10.09.2022 statt. Ziel ist es, das Tool im Januar 2023 im Township zu installieren und langfristig weitere Projekte gemeinsam zu realisieren. Eines dieser weiteren Projekte ist die Durchführung einer Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung einer Photovoltaik-Anlage für die kontinuierliche Stromversorgung, um Impfangebote im Bereich von Covid 19 und Kinderkrankheiten starten zu können.

Beteiligte Organisationen

Am Gesamtprojekt sind verschiedene Organisationen beteiligt:

  • Die Tokoloho Foundation ist eine Tagesklinik, die von der Lewis Balink Foundation finanziert wird und sich im Township Tomahole um die medizinische Versorgung kümmert
  • Die Südafrika-Hilfe, ein gemeinnütziger Verein, unterstützt bei der entwicklungspolitischen Öffentlichkeitsarbeit und dem Fundraising für die Projekte der Lewis Balink Foundation
  • Arbeit und Leben NRW e. V. unterstützt uns und die Südafrika-Hilfe bei der Beantragung von Fördergeldern und ist Träger des Fachkräfteaustauschs

Im Rahmen der Programmlinie „Teams UP!“, die ihren Schwerpunkt auf den außerschulischen Austausch von Jugendgruppen zu entwicklungspolitischen Themen gelegt hat, werden wir durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Wir von adesso unterstützen das Projekt sowohl mit der Technologie als auch mit der fachlichen Beratung in Bezug auf Verlauf und Abwicklung des Projekts. Alle Beteiligten engagieren sich für das Projekt freiwillig.

Der Fachkräfteaustausch

Am 09.09.2022 reiste eine Gruppe von neun Südafrikanerinnen und Südafrikanern nach Dortmund und wurde am 10.09.2022 von den Projektteilnehmenden empfangen.

Ziele der Begegnung waren:

  • die Entdeckung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten des deutschen und südafrikanischen Gesundheitssystems
  • das gegenseitige Kennenlernen der Projektteilnehmenden
  • die Ideenfindung und die Planung erster Schritte für den Start der gemeinsamen App „CarAH“ im Township Tumahole

Während des Aufenthalts in Dortmund wurde die Ruhrgebietskultur erkundet, ein südafrikanischer Gottesdienst und das Spiel der Borussia gegen Schalke besucht sowie ein Abstecher nach Köln unternommen. Außerdem besichtigte das Team Einrichtungen des Gesundheitswesens, wie das Gesundheitsministerium, die Aidshilfe NRW, die Stadt Dortmund, die Clearingstelle Dortmund und das Marienkrankenhaus in Schwerte. Gemeinsam wurde die Projektentwicklung reflektiert und wurden Ergebnisse im Interaction Room mit Paper-Prototypen, Profile Creating und Short Storys festgehalten.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Südafrikanische Regenkultur

Hierzu möchten wir euch eine Geschichte erzählen, die bei uns für Schmunzeln gesorgt hat. Die neun südafrikanischen Teammitglieder waren im Hotel in der Nähe der Geschäftsstelle Dortmund untergebracht und für ein Meeting um 9 Uhr mit uns verabredet, zu dem Jens Spitczok von Brisinski einen Vortrag über adesso vorbereitet hatte. Alle adessi waren pünktlich zur Stelle, nur unsere südafrikanischen Gäste fehlten. Mittlerweile machten wir uns Sorgen und fragten dann um 9:30 Uhr nach.

Bei dem Telefonat stellte sich heraus, dass sie wegen Regen das Hotel nicht verlassen konnten. Um 11:30 Uhr trafen sie in aller Gelassenheit am Treffpunkt ein. Jens musste jedoch weiter zum nächsten Termin und wir mussten unseren Zeitplan anpassen.

Während der Mittagspause unterhielten wir uns ausgiebig über das Thema „Das Haus verlassen, während es regnet“. Dabei erfuhren wir, dass es in Südafrika im Winter bekanntermaßen nicht kühl ist und zudem auch wenig Regen fällt. Die Südafrikaner neigen dazu, bei kurzen Regenschauern im Haus zu bleiben. Wir konnten die Situation später mit einem Lächeln verarbeiten und besorgten zum Wohle unserer Zeitpläne der kommenden Tage genügend Regenschirme.

Interessanter Sidefact ist, dass das englische Wort „jetzt“ („now“) in Südafrika anders interpretiert wird als hier. Dort hat es die Bedeutung „bald“ oder „irgendwann“. „Now, now“ bedeutet „zeitnah“ oder „zügig“ und „immediately“ wäre das von uns gemeinte „sofort“. Für unsere gemeinsamen Meetings war dies eine spannende Herausforderung.

Interesse

Unsere Gäste zeigten großes Interesse an den Dingen, die ihnen vorgestellt wurden. Dies galt sowohl für das Gesundheitswesen als auch für Freizeitaktivitäten. Wir waren neugierig darauf zu erfahren, welche Unterschiede sie entdeckt hatten.

Ein Unterschied besteht darin, dass es in Südafrika insgesamt sehr wenige Krankenwagen gibt, die nur für die dringendsten Fälle eingesetzt werden. Dass eine Frau, wenn sie in den Wehen liegt, keinen Notfalldienst anfordern kann, hat uns alle überrascht. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten: das Kind zu Hause zu entbinden oder selbst ins Krankenhaus zu fahren.

Arbeitsweise

Ein weiterer Unterschied ist die Arbeits- und Herangehensweise. In Südafrika ist Stress unangebracht. Sich für alles Zeit nehmen und Aufgaben auf morgen verschieben, die heute nicht erledigt werden können, lautet die Devise. Dieses Sprichwort kennen wir aber etwas anders. Dies zeigte sich deutlich bei unseren gemeinsamen Treffen.

So sind wir meistens in der Lage, ohne Unterbrechung sechs bis acht Stunden lang zu arbeiten. In Südafrika arbeitet man lieber zwei Stunden, macht dann eine Stunde Pause, arbeitet anschließend weiter und macht danach wieder eine halbe Stunde Pause. Die Suche nach der idealen Kombination war für das Team eine Herausforderung, die wir nach einer kurzen Gewöhnungsphase gemeinsam meistern konnten.

Persönlicher Eindruck

Insgesamt haben sich alle über den Besuch und das gegenseitige Kennenlernen gefreut. Dazu bewunderten unsere Gäste das Gesundheitssystem und lobten die Infrastruktur Deutschlands. Das liebste Gericht war Döner mit Pommes. Ein negativer Aspekt aus südafrikanischer Sicht sind die vielen Treppenstufen, die Dortmund und Umgebung zu bieten haben. Des Weiteren arbeiten wir sehr regel- und terminorientiert und kommen immer pünktlich.

Im Vergleich: Unsere Terminkalender sind sehr gefüllt und geordnet. In Südafrika ergeben sich Termine und auch Änderungen ebendieser meistens spontan. Sehr häufig sogar kurz vor dem Termin.

Fazit

Alles in allem kann man sagen, dass der erste Austausch ein voller Erfolg war. Wir konnten dem Team einen Einblick in das deutsche Gesundheitssystem und in die Aufgaben und Arbeitsweisen von adesso geben. Die Gruppen haben sich außerdem persönlich kennengelernt. Wir haben zusätzlich einiges über das Gesundheitssystem und die Kultur im Township Tumahole erfahren. Ebenso haben wir mit der Entwicklung der App „CarAH“ begonnen und setzen diese Arbeiten in den kommenden Wochen fort.

Weitere spannende Themen aus der adesso-Welt findet ihr in unseren bisher erschienenen Blog-Beiträgen.

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Bild Samira Hamm

Autorin Samira Hamm

Samira ist seit April 2021 für adesso als Studentin in der Line of Business LifeSciences tätig. In der LoB LS beschäftigt sie sich vor allem mit den Thema Qualitätsmanagement nach der ISO 13485. Sie unterstützt seit Mai 2021 das CarAH Projekt.

Bild Selinay Kalkan

Autorin Selinay Kalkan

Selinay ist seit Juli 2022 als Trainee für adesso in der Line of Business Health tätig. Ihr Arbeitsschwerpunkt bildet hierbei in der Softwareentwicklung und im Consulting. Sie unterstützt das CarAH Projekt seit September 2022.

Kategorie:

Inside adesso

Schlagwörter:

Gesundheitswesen

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