Projekt DAISY

Projekt DAISY im Bundesverwaltungsamt

Testen im agilen Projektumfeld der Öffentlichen Verwaltung

Seit vielen Jahren unterstützt adesso die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in verschiedenen Projekten bei Bundes- und Landesbehörden. Von der Anforderungsaufnahme bis zum Test der fertigen Software werden dabei vielfältige Disziplinen und fachliche Aspekte abgedeckt. Die Bandbreite reicht in diesem Segment unter anderem von der Umsetzung des E-Government-Gesetzes, der E-Beschaffung und der E-Vergabe über die Einführung der digitalen Akte bis zur Unterstützung der Deutschen Auslandsschulen. Das Bundesverwaltungsamt ist eine der Bundesbehör- den, die die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung aktuell gemeinsam mit adesso in verschiedenen Projekten angehen.

Das Bundesverwaltungsamt

Das Bundesverwaltungsamt (BVA) mit aktuell über 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern agiert seit 1960 als selbstständige Bundesober- behörde und hat seinen Hauptsitz in Köln. Der zentrale Dienstleister des Bundes erfüllt eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben, die im Laufe der Jahre stetig gewachsen ist.

Zu diesen Bereichen zählen Themen wie das Ausländerzentralregister, Festsetzung und Vergabe von Kindergeld, Rückforderung von Bafög-Darlehen, Führung des nationalen Waf- fenregisters und vieles mehr.

Darüber hinaus werden die Deutschen Aus- landsschulen weltweit von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) des BVA im Auftrag des Auswärtigen Amts offiziell betreut. Diese Unterstützung der schulischen Arbeit im Ausland erfolgt durch über 100 Mitarbeitende, mehr als 50 Fachberatungen für Deutsch als Fremdsprache sowie 16 Prozessbegleitungen. Weltweit werden ca. 1.200 Schulen, darunter 140 Deutsche Auslandsschulen, die überwie- gend in privater Trägerschaft geführt werden, personell und finanziell gefördert.

Das Amt

Das Bundesverwaltungsamt – der zentrale Dienstleister des Bundes

Bereit, neue Wege zu gehen – nach diesem Motto handelt das Bundes- verwaltungsamt (BVA) seit seiner Gründung. Heute ist das BVA der zentrale Dienstleister des Bundes mit Hauptsitz in Köln und erfüllt mehr als 150 verschiedene Aufgaben.

Projekt DAISY – stufenweise Umsetzung

Die Erneuerung der Fachanwendungslandschaft beim Bundesverwaltungsamt wird derzeit durch unterschiedliche Softwareprojekte realisiert. Im Rahmen dieser Anwendungsmodernisierung löst das Projekt DAISY (Deutsche Auslandsschularbeit Informations- System) in fünf Stufen das bestehende Informationssystem Auslandsschulwesen (ISAS) bei der Zentralstelle für Auslandsschulwesen durch eine webbasierte Plattform ab.

Die besondere Herausforderung in den Projektstufen ist es, die jeweils neu entwickelten Fachanwendungen sukzessive in Betrieb zu nehmen und zeitgleich die Altanwendungen Zug um Zug zu ersetzen. Das Zusammenspiel der alten und neuen Softwarekomponenten muss im Rahmen des umfangreichen Gesamtprojekts dabei bis zur endgültigen Ablösung gewährleistet sein. adesso erfüllt in diesem Projekt das Los des Testens der Software.

Projektverlauf der ersten Stufen

Die ersten vier Stufen des Projekts wurden in der im behördlichen Umfeld verbreiteten Methode des V-Modells XT umgesetzt. Bis dato konnten die ersten drei Stufen mit den jeweiligen Inbetriebnahmen abgeschlossen werden, die vierte Stufe befindet sich momentan in der Umsetzung. Die hier angewandte klassische Herangehensweise führt über die zu Beginn der Entwicklung bereits komplett erstellte Spezifikation sequentiell zur Erstellung, zum Test und zur Abnahme der Software.

Der Test der Software nach vollständigem Abschluss der vorangehenden Tätigkeiten im Vergleich zu einem gemeinsamen iterativen Vor- gehen hat Vor- und Nachteile.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Herangehensweisen

Die klassischen Verfahren setzen an, wenn die spezifizierten Anforderungen bereits beim Start vorliegen und im Verlauf stabil bleiben. Projekte, bei denen die Anforderungen zu Beginn noch nicht vollständig vorliegen oder im Verlauf noch weiteren Änderungen unterliegen werden, eignen sich im Besonderen für eine agile Entwicklungsmethode.

Diese Ausgangssituation ist bei den vielen Großprojekten im öffentlichen Sektor gegeben. Auch im Projekt DAISY stellte sich in der jeweils nach den erfolgreich abgeschlossenen Stufen gemeinsam mit allen Projektbeteiligten durchgeführten Betrachtung heraus, dass unter anderem in diesem Bereich noch Verbesserungspotenziale vermutet werden.

Wechsel der Methode im laufenden Projekt

Aus diesen Beweggründen ist der Wechsel der Methode in der fünften Stufe des DAISY-Projekts beschlossen worden. Ziele sind die Entzerrung der Komplexität sowie die Reduktion der Aufwände bei der Erstellung und beim Re- view von Anforderungen. Es sollen darüber hinaus fachlich notwendige Anpassungen früher erkannt werden und eine flexiblere Reaktion darauf soll ermöglicht werden. Gerade vor dem Hintergrund der gesteigerten Komplexität im Zusammenspiel mit den Komponenten aus den vorangegangenen Stufen stellt dies einen großen Vorteil dar.

Als einen wesentlichen Mehrwert des Wechsels zum Vorgehen in der fünften Stufe des Projekts erwarten die Projektbeteiligten durch frühere Einbindung des Fachbereichs und Sichtung der Artefakte aus den Sprints eine gesteigerte Akzeptanz und Identifikation mit der Software.

Es ist zu beobachten, dass diese Gründe gerade im Bereich komplexer Softwareprojekte in der öffentlichen Verwaltung vermehrt zum Einsatz agiler Methoden führen.

„Ziel ist es, die Vorteile der agilen Methoden zu nutzen, um schnelle und flexible Reaktion auf Änderungen im Großprojekt DAISY zu ermöglichen.“
(Edgar Borchers, Gesamtprojektleiter DAISY, BVA)
Besondere Herausforderungen für das Testen

In adesso-Projekten werden bereits verschiedene Ansätze für agile Testvorgehen entwickelt und eingesetzt. Eine fertige Lösung von der Stange gibt es dafür nicht, da die jeweiligen Rahmenbedingungen von Projekt zu Projekt zu unterschiedlich sind. Zudem ist die Definition des Testens oder die Rolle des Testers in agilen Vorgehensweisen wie Scrum nicht vorgegeben. Daher braucht es zwingend die Entwicklung eines projektspezifischen Gesamtkonzepts.

In Großprojekten der öffentlichen Verwaltung ist es zudem häufig so, dass die Entwicklungsdienstleistung und das unabhängige Testen in separaten Losen ausgeschrieben und besetzt werden. Diese spezielle Kombination bedarf auch im DAISY-Projekt einer besonderen Betrachtung und Modellierung.

Agile Entwicklungsmodelle

Agile Entwicklungsprojekte unterscheiden sich in vielen Punkten von Projekten, die nach der Wasserfall-Methode organisiert sind. Ein zentraler Aspekt: Agile Teams veröffentlichen die Zwischenergebnisse ihrer Arbeit regelmäßig und überarbeiten diese auf Basis der Rückmeldungen. Bei der Wasserfall-Methode dagegen steht am Ende der Projektlaufzeit eine große Veröffentlichung an.

Konzepterstellung für agiles Testen

Das Konzept für die Umsetzung der Stufe 5 im Projekt DAISY befindet sich aktuell in der Abstimmungsphase. Kernthemen für alle Projektbeteiligten sind

  • die Zerlegung der Anforderungen in kleinere Blöcke,
  • die frühe Begutachtung und Tests,
  • interdisziplinäre Teams und
  • der kontinuierliche Verbesserungsprozess.

Ein wesentliches Merkmal der agilen Vorgehensweise sind kurze Entwicklungszyklen, in denen die kleineren Umsetzungsblöcke erstellt werden. Die Auswirkungen für den Test sind die im Sprint parallel zur Entwicklung zu beginnenden Testaktivitäten.

Es erfordert eine enge Zusammenarbeit von Entwicklung und Test, die in einem neu zu be- setzenden interdisziplinären und firmenübergreifenden Team erfolgen soll.

Die gleichzeitig zur Entwicklung der Software erstellten Testfälle bilden die Grundlage für die spätere Abnahme der Software durch den Fachbereich. Über die Sprints hinweg wächst die Anzahl der Testfälle im Zeitverlauf an. Im Sinne einer Regression muss nach jedem Sprintergebnis überprüft werden, ob die bereits vorhandene Programmfunktionalität des Gesamtsystems auch weiterhin besteht.

Nach dem letzten Sprint erfolgt die Abnahme durch den Kunden. Bereits während der vor- herigen Sprints war der Fachbereich in die Begutachtungen der Artefakte eingebunden. Die endgültige Abnahme der Software auf Basis ei- ner Auswahl der zuvor in den Sprints erstellten Testfälle erfolgt in einem separaten Abnahmetest am Ende der Stufe 5.

Dieser Wechsel der Herangehensweise von der klassischen zur agilen Methode innerhalb eines Großprojekts wie DAISY ist eine spannende und erfolgversprechende Herausforderung, über deren Entwicklung wir in den nächsten Ausgaben weiter berichten werden.

Das Projekt

Mitarbeiterzahl: im Projekt insgesamt 100
Projektlaufzeit: 2015 bis 2021
Beteiligte Behörden: BVA, ITZ-Bund
Rolle adesso: Test der Neuentwicklung DAISY (Deutsche Auslandsschularbeit Informations-System)
Methoden: V-Modell XT / agiles Vorgehen in der letzten Projektstufe

Christian Weber

studierte berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik bei der AKAD Fachhochschule in Stuttgart mit dem Abschluss als Diplom-Betriebswirt (FH) im Jahr 2007. Als Consultant und Projektleiter in unterschiedlichen Branchen sammelte er seit 2001 Erfahrungen in diversen klassischen und agilen Softwareprojekten. Zu seinem Tätigkeitsfeld gehören die Beratung und Begleitung der Kunden von der Aufnahme der Anforderungen über die Qualitätssiche- rung bis zum Einsatz der fertigen Lösungen. Bei adesso arbeitet Christian Weber seit Oktober 2018 als Senior Consultant in der Line of Business Public.

Michael Wegner

studierte Wirtschaftsinformatik an der RFH in Köln. Er ist als IT-Berater mit Schwerpunkt Testmanagement und Projektmanagement vor allem im Verlagswesen und Public-Bereich tätig. Da- bei sammelte er Erfahrungen in klassischen und agilen Projektvorgehensweisen. Michael Wegner arbeitet seit November 2014 als Senior Consultant bei adesso in der Line of Business Cross Industries.

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