Pressemitteilungen

Dortmund |

Wirtschaft fordert mehr Eigenständigkeit: Digitale Souveränität bleibt politisches Lippenbekenntnis

Die deutsche Wirtschaft stellt der Bundesregierung beim Thema digitale Souveränität ein schwaches Zeugnis aus. Trotz der wachsenden Bedeutung für Europas Zukunft verharre die Politik in Strategiepapieren – Unternehmen vermissen praktische Fortschritte. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des IT-Dienstleisters adesso unter 500 Führungskräften aus der deutschen Wirtschaft, durchgeführt anlässlich des Gipfels zur Europäischen Digitalen Souveränität.

Nur sechs Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Bundesregierung dem Thema Digitale Souveränität die nötige Priorität einräumt. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) erkennt in den vergangenen Monaten nur ein geringes oder gar kein Engagement, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Ebenso wird die öffentliche Diskussion als stagnierend empfunden. Lediglich zwei Prozent der Befragten sehen eine „deutlich positive Veränderung“. Die Wahrnehmung: viel Rhetorik, wenig Umsetzung.

Wirtschaft sieht Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr

Dabei erkennen die Unternehmen großen Handlungsdruck. So sieht nahezu die Hälfte der Befragten (48 Prozent) die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens bei mangelnder digitaler Souveränität in Gefahr. Geopolitische Erpressbarkeit ist derweil für jeden fünften Befragten (20 Prozent) die größte Sorge. Jeweils jeder Zehnte befürchtet den Verlust der Datenhoheit und eine permanente Rechtsunsicherheit.

Klare Ansprüche stellt die Wirtschaft bei der Frage, wie die Politik die digitale Souveränität sichern soll. Unternehmen fordern von ihr eine gestalterische Rolle. Während 39 Prozent eine stärkere Förderung von Grundlagenforschung und digitaler Bildung wünschen, plädieren 28 Prozent dafür, dass der Staat in hiesige Technologie-Champions investiert. Auf die Frage, welche zentrale Forderung die Befragten zum Gipfel an die Politik formulieren würden, äußerte jeder Dritte den Wunsch nach massiven Investitionen in Schlüsseltechnologien wie Halbleiter, Cloud und KI. Einen beschleunigten Ausbau der digitalen Infrastruktur (z. B. Glasfaser, 6G) fordern noch 23 Prozent aller Befragten und 25 Prozent eine aktive Verhinderung des Ausverkaufs europäischer Technologieunternehmen an globale Wettbewerber.

„Digitale Souveränität bedeutet nicht Autarkie, sondern Gestaltungshoheit – ein strategischer Vorteil, den die Politik aktiv fördern muss“, sagt Mark Lohweber, CEO der adesso SE. „KI ist das beste Beispiel: Die Technologie ist ein wirtschaftlicher Schlüsselfaktor und zu wichtig, um sie internationalen Tech-Konzernen zu überlassen. Europa braucht dafür keine Kopie von ChatGPT, sondern eigene, souverän betriebene Modelle und Plattformen.“

Mark Lohweber ist CEO der adesso SE . (Quelle: adesso SE)

Mark Lohweber ist CEO der adesso SE . (Quelle: adesso SE)

Index Digitale Souveränität bestätigt Handlungsbedarf

Dass die deutschen Unternehmen die Wichtigkeit des Themas verstanden haben, hat bereits der im September von adesso veröffentlichte Index Digitale Souveränität gezeigt. Demnach halten 92 Prozent der Befragten aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung das Thema für einen Erfolgsfaktor – doch nur jedes fünfte Unternehmen folgt dabei aktuell einer dedizierten Strategie. Dieses Bild bestätigt auch die aktuelle Umfrage: Der Handlungsdruck ist erkannt, doch an der Umsetzung hapert es – fehlender politischer Rückenwind verschärft die Situation.

Die Studienmethodik

Im Auftrag von adesso befragte das Marktforschungsunternehmen heute & morgen im November 2025 insgesamt 500 Führungskräfte in Deutschland zu digitaler Souveränität.


Presseservice

Materialien für die Medienberichterstattung

Mit unserem Presseservice stellen wir Ihnen verschiedene Materialien zur Verfügung, die unsere Unternehmensmeldungen ergänzen oder als Hintergrundinformationen dienen.

Zum Presseservice


Sie haben Fragen?

Haben Sie Fragen zu unserem Presseservice oder ein konkretes Anliegen? Sprechen Sie uns an.