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In den letzten Jahren war das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) in aller Munde und versprach, unsere Arbeits- und Lebensweise in allen Branchen zu revolutionieren. IoT-Geräte, Sensoren und Netzwerke wurden als „das nächste große Ding” gepriesen.

Aber wie bei jedem Technologietrend, der stark gehypt wird, stellt sich die Frage: Ist das Internet der Dinge tot? Einige argumentieren, dass IoT-Projekte zu teuer, zu komplex, zu unsicher und einfach nicht rentabel sind. Andere wiederum sind davon überzeugt, dass die Zukunft ohne IoT nicht vorstellbar ist.

Die IoT-Reise

Bevor wir uns dem aktuellen Stand des IoT und der intelligenten, vernetzten Produkte zuwenden, werfen wir einen kurzen Blick zurück. Das IoT tauchte als Konzept in den frühen 2000er Jahren auf. Laut Google Trends stieg die Nachfrage nach IoT ab 2014 stark an. Die Technologie wurde reifer und erhielt mehr Aufmerksamkeit. Unternehmen begannen massiv in das Internet der Dinge zu investieren und stellten sich eine Welt vor, in der von einzelnen Geräten bis hin zu komplexen Industriemaschinen alles miteinander vernetzt ist und wertvolle Daten für bessere Entscheidungen liefert. Einige Eckdaten:

Der Höhepunkt des Hypes

2018-2019 erreichte das Internet der Dinge seinen Höhepunkt: Analysten prognostizierten Milliarden vernetzter Geräte und wirtschaftliche Auswirkungen in Billionenhöhe. Jede Branche schien das IoT nutzen zu wollen - es war die Rede von intelligenten Städten, einem digitalisierten Gesundheitswesen oder einer automatisierten und intelligenten Fertigung. Sowohl Start-ups als auch etablierte Unternehmen versuchten, von diesem aufstrebenden Markt zu profitieren.

Immer wieder fiel auch das Stichwort "intelligente, vernetzte Produkte". Dabei handelt es sich um physische Produkte, die mit Sensoren, Software und Konnektivität ausgestattet sind, um neue Funktionen zu bieten, die Leistung zu verbessern und Daten für die Analyse zu sammeln.


Suchanfragen zum Thema IoT aus Deutschland in den Jahren 2013-2023, Quelle: https://trends.google.com/trends/explore?date=2013-01-01%202023-12-31&q=IoT&hl=de

Aktueller Stand von IoT und intelligenten, vernetzten Produkten

In den letzten Jahren hat das Internet der Dinge jedoch auch einige Herausforderungen mit sich gebracht. Dazu gehören hohe Implementierungskosten, die Komplexität der Datenanalyse und Sicherheitsrisiken. Diese Herausforderungen haben dazu geführt, dass einige Unternehmen ihre IoT-Projekte verschoben oder ganz aufgegeben haben. Besonders hervorzuheben ist die Einstellung der dedizierten IoT-Dienste von Google (IoT Core EOL 08/2023) und IBM (Watson IoT Platform - EOL 12/2023).

Ist das Internet der Dinge tot? Auf keinen Fall! Der Hype hat sich zwar gelegt, aber das IoT ist noch lange nicht tot. Es hat sich weiterentwickelt und ist zu einer allgegenwärtigen Technologie gereift. Intelligente, vernetzte Produkte haben sich durchgesetzt und bieten den Verbrauchern ein besseres Erlebnis und den Herstellern wertvolle Daten. Meiner Meinung nach haben wir das „Tal der Enttäuschung“ nach dem Hypecycle durchschritten und nähern uns dem „Plateau der Produktivität“. Das IoT ist eine sich ständig weiterentwickelnde Technologie, die aus vielen Branchen nicht mehr wegzudenken ist. Die Vielfalt zeigt aber auch, dass ein generalistischer „Out-of-the-Box“- oder „Wir-vernetzen-alles“-Ansatz nicht funktioniert. Daher finden sich immer mehr domänenspezifische IoT-Plattformen und -Anwendungen. Generell möchte ich aber zwei relevante Entwicklungen hervorheben.

Die Macht der Verknüpfung – Datenplattformen – Smart Product Platform

Der eigentliche Mehrwert entsteht, wenn die gesammelten Daten gewinnbringend genutzt werden. Hier kommen Datenplattformen, manchmal auch Smart Product Platform genannt, ins Spiel. Diese Plattformen sammeln nicht nur IoT-Daten, sondern ermöglichen auch die einfache Verknüpfung verschiedener Datenquellen und die Ableitung neuer datengetriebener Anwendungen. So können beispielsweise IoT-Maschinendaten mit der Servicehistorie aus SAP verknüpft werden und Hinweise auf anstehende Wartungen liefern (Predictive Maintenance) und so den Service entlasten. Datenplattformen bilden das Rückgrat einer modernen IT-Landschaft, sie ermöglichen datengetriebene Entscheidungen oder die Entwicklung neuer datengetriebener Services/Produkte. Es wird daher empfohlen, dass Unternehmen eine Datenstrategie definieren und sich mit dem Thema Datenplattformen auseinandersetzen.

IoT als Datengenerator in Kombination mit KI und GenAI

Die Kombination von Generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) und IoT eröffnet neue Möglichkeiten für Automatisierung, intelligente Datenanalyse und Wertschöpfung. GenAI, das als Schweizer Taschenmesser der Text- und Sprachverarbeitung gilt, kann eingesetzt werden, um aus den von IoT-Geräten gesammelten Daten wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei greift ein solches System neben IoT-Daten auch auf andere Daten wie Handbücher oder Wartungsberichte zurück.

Beispielsweise können natürlichsprachliche Fragen wie „Warum läuft meine Maschine nicht?“ oder „Wie kann ich meine Maschine optimal nutzen?“ an ein GenAI-System gestellt werden. GenAI-Systeme können auch in der Ausbildung eingesetzt werden und so das vorhandene Personal entlasten.

Fazit

Der anfängliche Hype um das Internet der Dinge hat sich gelegt, aber die Technologie selbst lebt und entwickelt sich weiter. IoT und intelligente, vernetzte Produkte bringen ihre eigenen Herausforderungen und Chancen mit sich. Als wichtige Datenlieferanten sind IoT-Systeme wesentliche Bausteine einer modernen Datenstrategie und Datenplattform. Diese bilden die Grundlage für datenbasierte Entscheidungen. In Zukunft werden wir immer mehr KI-Systeme sehen, die auf IoT-Geräten laufen oder wesentlich auf deren Daten angewiesen sind. Auch wenn der Begriff IoT nicht mehr so präsent ist, sind die Geräte allgegenwärtig.

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Bild Olaf Neugebauer

Autor Dr. Olaf Neugebauer

Dr. Olaf Neugebauer ist seit vielen Jahren im Bereich der cyber-physikalischen Systemen, Compiler und Compiler-basierte Optimierungsverfahren aktiv. In den letzten Jahren hat er sich stärker auf IoT und die damit verbundenen Themen fokussiert. Als Leiter des Competence Center IoT betreut er bei adesso alle Themen um Maschinendatenerfassung und deren Auswertung.

Kategorie:

Branchen

Schlagwörter:

IoT

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