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Emotionale Bindung als Erfolgsfaktor in der Krankenversicherung

Im Gesundheitssektor ist eine emotionale Bindung ein wesentlicher Aspekt für die langfristige Kundenbindung. Kundinnen und Kunden, die eine emotionale Verbindung zu ihrem Versicherer empfinden, sind ihm gegenüber loyaler, weniger empfindlich gegenüber Preisänderungen und wechseln seltener den Anbieter. Dies ist im Bereich der Krankenversicherung von besonderer Bedeutung, da die Gesundheitsversorgung oftmals einen tiefen Eingriff in das Privatleben der Versicherten darstellt. In diesem Blog-Beitrag zeige ich, wie Versicherungsunternehmen durch individuelle Präventionsmaßnahmen und zielgerichtete psychologische Taktiken eine ausgeprägte emotionale Kundennähe entwickeln können.

Warum emotionale Bindung mehr ist als nur Kundenzufriedenheit

Die emotionale Bindung geht über die Zufriedenheit mit einer Dienstleistung oder einem Produkt hinaus. Sie entsteht, wenn Kundinnen und Kunden das Gefühl haben, dass ein Unternehmen ihre individuellen Bedürfnisse versteht und wertschätzt. Dies ist im Gesundheitsbereich von besonderer Bedeutung, da Versicherte häufig in sensiblen Lebenslagen Hilfe benötigen. Psychologische Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen emotionale Bindungen zu Marken und Dienstleistungen entwickeln, die ihnen in entscheidenden Lebensphasen Hilfe leisten oder ein Gefühl von Sicherheit und Unterstützung bieten.

Der elementare Wert einer Versicherung liegt in der Bereitstellung von Sicherheit. Es zeigt sich jedoch, dass viele Menschen die alltäglichen Gefahren des Lebens ausblenden und die Bedeutung von Versicherungsprodukten meist erst im Schadensfall erkennen. In dieser Situation kann eine emotionale Bindung entscheidend sein, da sie den Kundinnen und Kunden ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen vermittelt. Dies ist ein wesentlicher Aspekt für die langfristige Kundenbindung. Fehlt diese Bindung, kann eine Serviceleistung leicht in Vergessenheit geraten und die Kundin oder der Kunde entscheidet sich möglicherweise für einen anderen Anbieter.

Präventionsprogramme als Chance für langfristige Kundenbindung

Präventionsprogramme bieten die ideale Gelegenheit, emotionale Bindungen aufzubauen. Wenn Versicherer ihre Kundinnen und Kunden aktiv bei der Gesundheitsförderung unterstützen, entsteht ein Gefühl von Fürsorge und Partnerschaft. Ein Beispiel dafür ist das „ego4you well Instahelp“-Programm der Merkur Versicherung. Es bietet Online-Beratung und Coaching für die mentale Gesundheit. Solche Angebote stärken nicht nur die Gesundheit der Versicherten, sondern auch ihre emotionale Bindung zum Versicherer.

Die strategische Entwicklung solcher Programme erfordert ein tiefes Verständnis der Kundenbedürfnisse, das auf Zielgruppenanalysen und Marktsegmentierung basiert. Dabei helfen psychologische Modelle wie das Diskonfirmationsparadigma (Abgleich von Erwartung und Erfahrung) und die Assimilations-Kontrast-Theorie (Reaktion auf Abweichung von Erwartungen), um die Erwartungen und Reaktionen von Kundinnen und Kunden besser einzuordnen.

Das Diskonfirmationsparadigma beschreibt, wie Menschen ihre Zufriedenheit bewerten: Sie vergleichen ihre Erwartungen mit ihren tatsächlichen Erfahrungen. Wird die Erwartung übertroffen, entsteht Zufriedenheit, wird sie hingegen nicht erfüllt, folgt Enttäuschung. Für Versicherer bedeutet das: Es reicht nicht aus, nur Versprechen zu kommunizieren – entscheidend ist, dass diese auch eingehalten oder sogar übertroffen werden.

Die Assimilations-Kontrast-Theorie ergänzt diesen Ansatz, indem sie aufzeigt, wie Kundinnen und Kunden auf Abweichungen von ihren Erwartungen reagieren. Kleine Abweichungen werden häufig „assimilierend“ verarbeitet, das heißt, sie werden als noch akzeptabel interpretiert. Größere Abweichungen hingegen führen zu einem Kontrasteffekt, bei dem die Abweichung übertrieben negativ wahrgenommen wird. Für die Praxis bedeutet dies: Je genauer Versicherer die Erwartungshaltung ihrer Zielgruppe kennen, desto gezielter können sie ihre Produkte, Kommunikation und Services gestalten, um Enttäuschung zu vermeiden und eine emotionale Bindung zu schaffen.

Gleichzeitig spielt die technologische Umsetzung eine zentrale Rolle: Moderne CRM-Systeme und personalisierte Präventions-Apps können Verhaltensdaten erfassen und analysieren, um individuelle Gesundheitsziele zu fördern. Durch Gamification-Elemente kann die Motivation der Versicherten gesteigert werden, indem sie für positives Gesundheitsverhalten belohnt werden.


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Technologische Unterstützung – Wie digitale Tools die emotionale Bindung stärken

Digitale Hilfsmittel wie CRM-Systeme und virtuelle Assistenten können Versicherungsmitarbeitende gezielt dabei unterstützen, individuelle und einfühlsame Kundengespräche zu führen. Moderne CRM-Systeme sammeln systematisch Informationen über die Bedürfnisse, Interessen und Lebensumstände der Versicherten. Diese Daten ermöglichen eine passgenaue Ansprache und den Aufbau echter Beziehungen statt standardisierter Beratung. Durch den Einsatz von KI und ML können darüber hinaus präventive Gesundheitsangebote entwickelt werden, die sich nicht nur auf allgemeine Empfehlungen stützen, sondern den Lebensstil der jeweiligen Person berücksichtigen.

Dabei ist es entscheidend, dass Prävention nicht als zusätzlicher Aufwand empfunden wird, sondern sich nahtlos in den Alltag integrieren lässt – etwa durch niedrigschwellige Gesundheitsimpulse per App oder personalisierte Bewegungsempfehlungen, die zum Tagesrhythmus passen. Es geht also nicht darum, dass Menschen ihren Alltag um ein Präventionsprogramm herum strukturieren müssen – sondern umgekehrt: Prävention sollte so gestaltet sein, dass sie zum bestehenden Lebensstil passt.

Wichtig ist zudem, dass Gesundheitsprävention kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess ist, der mit der Lebenssituation mitwächst und durch regelmäßige Impulse begleitet werden muss. Erst durch die Verknüpfung von digitalen Tools, psychologischen Erkenntnissen und einer alltagsnahen Umsetzung entsteht ein ganzheitliches Angebot, das Vertrauen aufbaut und echte Bindung schafft.

Chatbots, die mit Natural Language Processing (NLP) ausgestattet sind, können beispielsweise empathische und auf die jeweilige Kundin beziehungsweise den jeweiligen Kunden abgestimmte Antworten liefern. NLP bezeichnet die Fähigkeit von Systemen, menschliche Sprache zu verstehen und sinnhaft zu verarbeiten, auch in Bezug auf Umgangssprache, Emotionen oder individuelle Formulierungen. Dadurch entsteht im digitalen Kontakt ein Gefühl echter Aufmerksamkeit, was die Kundenzufriedenheit steigert und emotionale Nähe fördert.

Damit solche digitalen Lösungen jedoch nicht isoliert nebeneinanderstehen, sondern echte Mehrwerte schaffen, ist eine intelligente Vernetzung der Systeme essenziell. Erst wenn CRM-Daten, Chatbot-Interaktionen und KI-gestützte Analysen miteinander verknüpft sind, entsteht ein dynamisches System, das kontinuierlich dazulernt und maßgeschneiderte Empfehlungen in Echtzeit ermöglicht.

Ein auf CRM-Daten zugreifender Chatbot kann beispielsweise nicht nur generische Gesundheitsratschläge geben, sondern konkrete, zur Lebenssituation passende Tipps, etwa zur Stressbewältigung bei Vielreisenden oder zur Bewegungsförderung im Büroalltag. Durch diese intelligente Datenintegration wirkt der Kundenkontakt nicht nur schneller, sondern auch persönlicher und relevanter.

In der Focus-Studie „Versicherungskunden und Kundenloyalität“ wird betont, dass eine solche intensive und individuell wahrgenommene Kundenbeziehung die Loyalität nachhaltig fördert. Denn wer sich verstanden und wertgeschätzt fühlt, erlebt den Kontakt zum Versicherer nicht als lästige Notwendigkeit, sondern als wertvolle, unterstützende Interaktion im eigenen Alltag.

Wie Versicherer eine tiefere emotionale Bindung aufbauen können

Um eine tiefe emotionale Bindung zu ihren Kundinnen und Kunden aufzubauen, müssen Versicherer nicht nur technologische Lösungen implementieren, sondern auch eine positive Unternehmenskultur fördern. Diese sollte auf Vertrauen und Empathie basieren. Denn die Bindung der Kundinnen und Kunden beginnt beim Verhalten der Mitarbeitenden untereinander. Nur wenn die Unternehmenskultur wertschätzend und transparent ist, können die Mitarbeitenden auch so mit den Versicherten kommunizieren.

Eine emotionale Bindung entsteht auch durch das Schaffen positiver Kundenerlebnisse entlang der gesamten Customer Journey. Versicherer sollten darauf achten, dass alle Interaktionen – vom ersten Kontakt über die Schadenregulierung bis hin zu Präventionsprogrammen – bei den Kundinnen und Kunden ein positives Gefühl hinterlassen. Studien zeigen, dass emotional gebundene Kundinnen und Kunden dem Unternehmen loyaler gegenüberstehen und es eher weiterempfehlen.

Fazit – Emotional gebundene Kundinnen und Kunden sichern die Zukunft der Gesundheitsversicherung

Eine emotionale Bindung ist für den langfristigen Erfolg von Krankenversicherungen von entscheidender Bedeutung. Versicherer, die in die emotionale Bindung ihrer Kundinnen und Kunden investieren, schaffen loyalere Kundinnen und Kunden und profitieren von geringeren Wechselraten sowie höheren Weiterempfehlungsquoten. Eine Kombination aus technologischen Lösungen, empathischer Kommunikation und personalisierten Präventionsprogrammen bildet ein starkes Fundament für langfristige Kundenbeziehungen.


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Bild Johanna  Striowsky

Autor Johanna Striowsky

Johanna Striowsky ist bei adesso im Consulting tätig. Sie hat sich auf den privaten Krankenversicherungsbereich spezialisiert und verbindet ihr Wissen über Kundenbindung und -beziehung mit ihrem Master in Wirtschaftspsychologie.


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