Pressemitteilungen

Dortmund |

Drei Jahre ChatGPT: Neun von zehn Unternehmen nutzen GenAI, aber nur selten im Kerngeschäft

Drei Jahre nach dem Start von ChatGPT ist generative KI (GenAI) in den Unternehmen angekommen. Doch im Kerngeschäft spielt GenAI bislang eine überschaubare Rolle. Das zeigt eine Umfrage des IT-Dienstleisters adesso anlässlich des Geburtstags von ChatGPT. Demnach nutzen 89 Prozent der rund 500 befragten Führungskräfte generative KI in ihrem Unternehmen, doch nur 37 Prozent setzen die Technologie auch in zentralen Geschäftsprozessen ein. Die meisten Anwendungen finden weiterhin in unterstützenden Bereichen wie Kommunikation, Marketing oder Administration statt. Damit schöpfen die Unternehmen das GenAI-Potenzial nicht ausreichend aus.

„Nach drei Jahren GenAI-Boom zeigt sich: Die Technologie setzt sich rasend schnell durch, doch nachhaltige Produktivitätsgewinne, die sich durch eine Transformation der Kerngeschäftsprozesse erzielen lassen, zeichnen sich erst in Einzelfällen ab“, sagt Benedikt Bonnmann, Vorstand der adesso SE.

Sobald GenAI eingesetzt wird, entfaltet die Technologie generell messbare Vorteile, beweist die Erhebung. Zwei Drittel der Befragten berichten von deutlichen Produktivitätsgewinnen. Jeder vierte erzielt in seinem Verantwortungsbereich sogar Steigerungen von mehr als zehn Prozent.


Benedikt Bonnmann, Vorstand adesso SE (Quelle: adesso SE)

Als Hebel für die Transformation des Kerngeschäfts rückt Agentic AI in den Fokus. Das koordinierte Zusammenspiel spezialisierter KI-Agenten für komplexe Aufgaben gilt vielen als möglicher Gamechanger: Mehr als 60 Prozent der Befragten bewerten das Potenzial von KI-Agenten als „hoch“ oder „sehr hoch“.

Aufbruchstimmung trifft auf Rechts- und Wissenslücken

Mit wachsender Nutzung steigen jedoch auch die Anforderungen an Steuerung und Souveränität. Während kulturelle Hürden, wie Vorbehalte oder geringe Akzeptanz in der Belegschaft, bei der Einführung von GenAI kaum eine Rolle spielen, sorgen rechtliche Unsicherheiten, Datenschutzbedenken und fehlendes KI-Know-how weiterhin für Zurückhaltung. Zudem berichtet knapp ein Drittel der Führungskräfte von Schatten-KI, also der ungeplanten oder nicht autorisierten Nutzung von GenAI außerhalb definierter Leitplanken. Trotzdem will sich die Wirtschaft dadurch nicht ausbremsen lassen und die Chancen der Technologie aktiv nutzen: 70 Prozent der Unternehmen planen, ihre KI-Budgets in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen.

Nach dem Technologie-Hype der ersten drei Jahre scheint ein weiterer Aspekt nun ins Bewusstsein der Unternehmenslenker zu sickern: Eine KI-Strategie im Rahmen einer übergeordneten IT- und Digitalisierungsstrategie muss auch digitale Souveränität berücksichtigen. Deutlich wird dies bei der Frage nach der strategischen Rolle Europas: 63 Prozent der Führungskräfte sprechen sich für eine „Make-Strategie“ aus. Demnach soll Europa eigene, konkurrenzfähige KI-Basismodelle entwickeln, statt sich ausschließlich auf die Veredelung nicht-europäischer Modelle zu verlassen.

Anlässlich des dritten Geburtstags von ChatGPT befragte adesso 500 Führungskräfte aus deutschen Unternehmen, wie es den Einsatz von GenAI bestellt ist. (Quelle: adesso SE)

Index Digitale Souveränität offenbart strukturelle Risiken bei GenAI

Der Wunsch nach technologischer Eigenständigkeit spiegelt sich auch in den Befunden des von adesso und dem Handelsblatt Research Institute entwickelten Index Digitale Souveränität (IDS) wider. Ein begleitender Schwerpunktbericht zum Thema KI deckt die strukturellen Herausforderungen auf, die mit der schnellen Einführung von GenAI entstanden sind. Dem Bericht zufolge stellt GenAI aktuell die größte Souveränitätslücke im gesamten Technologie-Stack vieler Organisationen dar – in der Analyse wird sie als „Sorgenkind“ bezeichnet. Ein zentrales Ergebnis ist, dass 27 Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider angeben, dass ihr Unternehmen kaum auf KI-Souveränität achtet. Im öffentlichen Sektor ist es sogar fast jede zweite Organisation.

Zugleich sind viele Organisationen stark abhängig von wenigen, überwiegend nicht-europäischen KI-Anbietern. Im öffentlichen Sektor fehlt zudem häufig das Fachwissen, um KI-Anwendungen eigenständig weiterzuentwickeln. Während privatwirtschaftliche Unternehmen dies in rund 83 Prozent der Fälle leisten können, liegt dieser Wert im öffentlichen Sektor bei nur 62 Prozent. Das erhöht Lock-in-Risiken und verringert künftige Handlungsspielräume.

Der Index Digitale Souveränität zeigt: Gerade bei GenAI, der wichtigsten Zukunftstechnologie, hinkt Deutschland bei Fragen rund um die Digitale Souveränität hinterher.

Benedikt Bonnmann: „Jetzt kommt es auch auf ein gutes Zusammenspiel von Unternehmen und Politik an. Es braucht Rahmenbedingungen, die weniger auf Regulatorik setzen und das Investitionsklima verbessern. Das hilft sowohl den Unternehmen beim Einsatz von GenAI sowie dem Standort Europa bei der Entwicklung eigener Lösungen."


Der vollständige Schwerpunktbericht des Index Digitale Souveränität mit Fokus auf KI steht ab sofort hier zur Verfügung.


Presseservice

Materialien für die Medienberichterstattung

Mit unserem Presseservice stellen wir Ihnen verschiedene Materialien zur Verfügung, die unsere Unternehmensmeldungen ergänzen oder als Hintergrundinformationen dienen.

Zum Presseservice


Sie haben Fragen?

Haben Sie Fragen zu unserem Presseservice oder ein konkretes Anliegen? Sprechen Sie uns an.