Digitalisierung verändert unsere Welt – und das rasant. Doch mit jeder Innovation steigt auch der Energiebedarf unserer IT-Infrastruktur. Nachhaltigkeit ist längst kein Randthema mehr, sondern rückt in den Fokus unternehmerischer Verantwortung. Über 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung in Nachhaltigkeit einen zentralen Baustein für die zukünftige Ausrichtung ihrer Geschäftsmodelle (Lüdeke-Freund et al., 2024, S. 14).

Kommentar
Nachhaltigkeit in der IT
oder: Warum wir uns bei ChatGPT nicht bedanken müssen

Gavin Berendes
Werkstudent im Projektmanagement
adesso mobile solutions GmbH
Auch die politische Ebene hat die Dringlichkeit des Themas erkannt: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hat bereits 2008 die Green-IT-Initiative ins Leben gerufen – und diese 2022 um mindestens fünf Jahre verlängert (BMUV, o. D., o. S.).
Doch wie groß ist unser digitaler Fußabdruck im Alltag wirklich? Eine einzelne Google-Suche verbraucht rund 0,3 Wattstunden Strom und verursacht etwa 0,15 Gramm CO₂ (e.on, o. D., o. S.; Christl, 2023, o. S.). Bei weltweit rund sechs Millionen Suchanfragen pro Minute, summiert sich das auf etwa 1.800 Kilowattstunden. Das übersteigt bereits den Jahresstromverbrauch eines durchschnittlichen Single-Haushalts – und das in 60 Sekunden (Kumar, 2025, o. S.; e.on, o. D., o. S.).
Noch energieintensiver wird es, wenn wir generative KI wie ChatGPT nutzen. Denn diese benötigt ein Vielfaches an Rechenleistung. Schätzungen zufolge verbraucht eine einzige Anfrage bis zu 90-mal mehr Energie als eine klassische Suchmaschine (Norden-brock, 2023, o. S.).
Was können wir also tun? Schon kleine Veränderungen im digitalen Verhalten machen einen Unterschied: Das regelmäßige Löschen unnötiger E-Mails, der bewusste Umgang mit Cloud-Diensten oder die Entscheidung für Glasfaser-Internet (das bis zu 15-mal weniger Energie benötigt als Kupferleitungen) tragen effektiv zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes bei (Schmidt-Feneberg, 2023, o. S.; e.on, o. D., o. S.).
Der technische Fortschritt ist beeindruckend – ChatGPT und andere KI-Tools zeigen, was heute alles möglich ist. Doch genau hier liegt auch die Verantwortung: Wer digitale Assistenten nutzt, ohne sich über deren Energieverbrauch Gedanken zu machen, übersieht einen wichtigen Teil der Gleichung. Wir müssen uns also nicht für jede KI-Antwort bedanken! Denn jedes ‚Danke‘ verbraucht Energie – das sollten wir uns bewusst machen. Nachhaltigkeit in der IT bedeutet, auch diese Entwicklungen kritisch zu hinterfragen und aktiv mitzugestalten. Nur so wird aus digitalem Fortschritt auch ökologischer Fortschritt.
Quellen:
- Bundesumweltministerium (BMUV). (o. D.). Green-IT-Initiative des Bundes. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. https://www.bmuv.de/themen/digitalisierung/green-it-initiative/ueberblick-green-it-initiative
- Christl, L. (2023). Klima und Digitalisierung: Wie viel Strom das Internet verbraucht. tagesschau.de. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/strom-kosten-internet-rechner-100.html
- E.ON Energie Deutschland GmbH. (o. D.). Stromverbrauch im Internet. e.on. Abgerufen am 4. Februar 2025, von https://www.eon.de/de/pk/strom/strom-sparen/stromverbrauch-internet.html
- Kumar, N. (2025). How many Google searches per day (2025 statistics). DemandSage. https://www.demandsage.com/google-search-statistics/
- Lüdeke-Freund, F., Froese, T., Kunzlmann, J., Putzhammer, F. & Hofmann, F. (2024). Wertschöpfung für das 21. Jahrhundert - Geschäftsmodelle in der Transformation. Bertelsmann Stiftung & ESCP Business School Berlin. Gütersloh.
- Nordenbrock, K. (2023). Google-Suche ist schlecht fürs Klima – aber ChatGPT und Bard werden es noch schlimmer machen. t3n Magazin. https://t3n.de/news/suche-google-klima-chatgpt-bard-1590972/
- Schmidt-Feneberg, P. (2023). So viel Energie verbraucht das Internet. Statista. https://de.statista.com/infografik/26873/co2-vergleich-dsl-und-glasfasernetz/
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