Interview

Die Bedeutung von Finanzbildung und -planung für mehr Souveränität und Entscheidungskompetenz

Finanzkompetenz als Schlüssel zur Teilhabe

Warum Bildung der erste Schritt zu finanzieller Freiheit ist

von Nehir Safak-Turhan

Finanzielle Bildung bedeutet Chancen für mehr Teilhabe, Wachstum und Wohlstand. Sie befähigt Menschen, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen und hilft dabei, Risiken besser einzuschätzen und folgenschwere Fehler zu vermeiden. Gleichzeitig ermöglicht sie langfristige Ziele zu setzen und diese zu erreichen, wie beispielsweise die Altersvorsorge, das Erreichen von Bildungszielen oder den Erwerb von Eigentum. Aber auch für die gesellschaftliche Wohlfahrt und Finanzsystem impliziert sie eine wichtige Grundvoraussetzung: Finanzbildung trägt zur Stabilität und Sicherheit von Wirtschaftssystemen bei. Sie fördert die soziale Teilhabe an der Wirtschaft, befähigt Individuen finanzielle Ziele zu erreichen und fundierte ökonomische Entscheidungen zu treffen, die weit über den eigenen Wirkungsgrad hinausgehen und gesamtgesellschaftliche Folgewirkungen ausstrahlen. Damit ist Finanzbildung beziehungsweise Finanzkompetenz die Grundlage für eigenverantwortliche und selbstbestimmte Entscheidungen in finanziellen Angelegenheiten.

Mit der zunehmenden Digitalisierung im Finanzwesen übernehmen Finanzinstitute eine wichtige Rolle, um die vermeintliche Komplexität in Bezug auf Finanzentscheidungen wie Konsum, Sparen, Finanzierung, Vorsorge und Vermögensbildung zu minimieren.

In diesem Interview zeigen uns unsere Expertinnen Edda Vogt und Fabienne Lindner, wie die Beschäftigung mit Finanzplanung nicht nur gelingen, sondern auch Spaß machen kann. Gemeinsam blicken wir hinter die Kulissen.


Fabienne Lindner...

... ist seit über einem Jahrzehnt in der Finanzbranche tätig. Durch verschiedene Formate wie Vorträge, Seminare, Webinare und Podcasts unterstützt sie Menschen dabei, ihre finanzielle Unabhängigkeit zu stärken und selbstbewusst Anlageentscheidungen zu treffen. Ihr Ziel ist es, komplexe Finanzthemen verständlich und zugänglich zu machen und insbesondere Frauen zu ermutigen, sich aktiv mit Geldanlage und Vermögensaufbau auseinanderzusetzen. Fabienne ist Geistes- und Kulturwissenschaftlerin, zertifizierte Börsenhändlerin und Portfoliomanagerin.

Fabienne Lindner

Edda Vogt...

... setzt sich intensiv dafür ein, Anlegerinnen und Anleger in ihrer selbstbestimmten Geldanlage zu unterstützen – mit Wissen, praktischen Tipps und hilfreichen Tools. Die Ökonomin mit Zertifizierungen im Portfolio-Management, Investor Relations und Börsenhandel ist seit 28 Jahren in der Finanzkommunikation tätig. Sie produzierte bereits im Jahr 2000 Web-TV mit Börseninformationen für ein Internet-Start-up. Seit 2001 verantwortet sie bei der Deutschen Börse in Deutschland das Informationsangebot für den Retail-Markt – eine Multi-Channel-Kommunikation auf Augenhöhe.

Edda Vogt

Nehir: Liebe Edda, Fabienne was hat euch dazu bewegt, ein Buch über Finanzplanung zu schreiben?

Fabienne: Geldanlage ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Wir wollten ein Buch schreiben, das alle mitnimmt – von der ersten Sparrate bis zur Entnahmestrategie fürs Vermögen. Unser Buch ist ein Reisebegleiter für alle Lebensphasen, fundiert und mit einer Prise Humor. Gastbeiträge bringen Perspektiven aus der Praxis ein.

Edda: In unserem Buch steckt unser gemeinsames Börsenwissen von über 35 Jahren.
Viele Fragen wiederholen sich. Wir werden oft gefragt, wo man all die Informationen nachlesen kann, die wir in unseren Webinaren, Seminaren oder Vorträgen teilen. Dafür haben wir dieses Finanzbuch geschrieben. Unser Ziel war es, ein Nachschlagewerk mit Umsetzungshilfe zu schaffen. Denn insbesondere Frauen scheitern oft am letzten Schritt, tatsächlich ins Doing zu kommen. Meist aus Angst, Fehler zu machen. Das größte Risiko besteht aber im Nichtstun. Unserer Ansicht nach ist es besser, 80 Prozent richtig zu machen als 100 Prozent nichts.

Die OECD bescheinigt der deutschen Bevölkerung Lücken in der Finanzkompetenz. Demnach fehlt einem bemerkenswerten Teil der Gesellschaft finanzielles Grundlagenwissen – zum Beispiel zu Zinsen, Inflation und Risikodiversifikation. Das hat auch Folgen für individuell relevante Verhaltensweisen wie beispielsweise das Spar- und Konsumverhalten sowie die Beschäftigung mit der Altersvorsorge und Geldanlage. Worauf führt ihr das zurück?

Edda: Finanzbildung findet kaum systematisch statt, sondern eher zufällig. Dabei ist sie elementar. Wer seine Finanzen nicht versteht, schiebt Entscheidungen auf oder trifft sie aus dem Bauch heraus.

Fabienne: Zudem haben wir negative Glaubenssätze, die unser Spar- und Konsumverhalten beeinflussen. „Über Geld spricht man nicht“, heißt es so schön. Häufig wird das Thema im Elternhaus tabuisiert. Zudem haben viele das Vertrauen in die Finanzbranche verloren und wissen nicht so ganz, an wen sie sich wenden können. Wir brauchen mehr offene Gespräche – auch zuhause. Sich eine Börsenfreundin zu suchen, kann gerade Frauen enorm helfen.

Das Thema Börse und Geldanlage impliziert oftmals eine bewusst wahrgenommene Komplexität. Zu verstehen, wie die Börse funktioniert und wie Aktienkurse beeinflusst werden, ist nicht immer einfach. Ein besseres Verständnis der eigenen Anlageentscheidungen könnte jedoch hilfreich sein, um die Berührungsängste abzubauen und fundierte Entscheidungen zu vereinfachen. Wie kann das gelingen?

Edda: Mit einfachen Beispielen. Wichtig ist, die Grundlagen verständlich und praxisnah zu erklären, Vertrauen aufzubauen und Berührungsängste abzubauen. Der Zinseszinseffekt ist unser stärkstes Tool und Zeit das größte Asset. Und: Rendite ist bezahltes Risiko – wer das versteht, kann besser einordnen.

Fabienne: Fachbegriffe erschweren den Zugang. Deshalb erklären wir sie im Buch praxisnah und in Alltagssprache. Wer die wichtigsten Zusammenhänge versteht, kann selbstbewusst eigene Entscheidungen treffen. Wir begreifen außerdem Geldanlage als Lifestyle-Thema und wollten unseren Spaß daran teilen.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung ergeben sich eine Vielzahl von Optionen, um das Thema Finanzen und Geldanlage individuell und intuitiv zu gestallten. Was muss eurer Meinung nach das Angebot an digitalen Lösungen als Hygienefaktor zwingend erfüllen, damit Barrieren abgebaut und Finanzentscheidungen transparent und selbstbestimmt ausgeführt werden können?

Fabienne: Einfachheit, Spaß, Mehrwert – das sind die Schlüsselfaktoren. Zielgruppengerecht und intuitiv. Wenn man weiß, wofür es gut ist, nutzt man es auch.

Edda: Transparenz ist entscheidend. Und die Kostenfrage. Kosten schmälern die Rendite und machen misstrauisch. Besser ist, diese klar in Zusammenhang mit dem Nutzen auszuweisen.


Fabienne Lindner, Nehir Safak-Turhan und Edda Vogt

Fabienne Lindner, Nehir Safak-Turhan und Edda Vogt


Die sichere Nutzung digitaler Finanzdienstleistungen ist ein weiterer Aspekt. Digitale Technologien, zum Beispiel für Finanztransaktionen oder Trading Apps, werden zunehmend stärker genutzt. Wie groß ist die Akzeptanz von Verbrauchern in Deutschland für digitale Finanzdienste?

Edda: Sie steigt, vor allem bei jüngeren Menschen. Aber Sicherheit bleibt ein Thema. Hier hilft Aufklärung.

Fabienne: Digitale Angebote brauchen Menschlichkeit. Hybridmodelle, bei denen man sich gut betreut fühlt, sind besonders erfolgreich.

Eine frühzeitige finanzielle Bildung und -planung kann dazu beitragen, dass Jugendliche besser über die Folgen im Umgang mit Geld hinsichtlich Konsumverhalten und Schulden informiert sind. Durch Aufklärung und das Verständnis von Zinsen, Krediten und Schuldenfallen können sie bessere Entscheidungen treffen und sich vor finanziellen Belastungen schützen.
Welchen Ratschlag möchtet ihr Eltern, Schulen und Finanzinstituten geben, um das Thema Finanzbildung und -planung für die Zielgruppe der jungen Generation zugänglich und attraktiv zu gestalten? Was ist eure Empfehlung?

Edda: Finanzbildung muss alltagsnah sein. Je greifbarer, desto besser. Workshops, Planspiele oder digitale Lernplattformen helfen, das Interesse der Jugendlichen zu wecken und ihnen zu zeigen, wie wichtig der Umgang mit Geld ist. Es ist nicht schwer, junge Menschen für Börse zu begeistern.

Fabienne: Das Umfeld spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Offen über Geld zu sprechen ist entscheidend. Wir alle sind Multiplikatoren. Und ja, auch TikTok und Instagram können helfen, wenn Inhalte fundiert sind.

Das Interesse an Aktien und Wertpapieren ist insbesondere bei jungen Menschen deutlich gestiegen. Waren es 2018 noch neun Prozent, die in Aktien oder Wertpapiere investierten, sind es heute laut den aktuellen Studien des Bankenverbandes bereits 31 Prozent. Welche Rollen spielen moderne Plattformen und digitale Applikationen bei der Finanzplanung?

Edda: Wenigstens dafür war der Lockdown während der Corona-Pandemie gut. Neo-Broker, Digitale Plattformen und Apps machen den Einstieg heute viel leichter. Sie bieten nicht nur einfache Bedienung, sondern auch viele Informationen und Lernmaterialien. Wichtig ist aber, dass junge Menschen auch ein Bewusstsein für die Risiken entwickeln. An der Börse geht es nicht nur nach oben. Die gute Nachricht: Langstrecke macht 90 Prozent des Erfolgs aus.

Fabienne: Viele Plattformen bieten tolle Funktionen wie Sparpläne, Communitys und Lernvideos. Die neuen Apps senken die Einstiegshürden und ermöglichen es, schon mit kleinen Beträgen zu investieren. Auch Tracking- und Community-Funktionen erleichtern den Austausch und zeigen, dass Börse Spaß macht. Die viel diskutieren „Finfluencer“ tragen ebenfalls stark dazu bei, dass sich viele junge Menschen mit ihren Finanzen auseinandersetzen. Der Austausch motiviert. Sie zeigen: Geldanlage kann Spaß machen.

Von der ersten Sparplan-Investition bis hin zu komplexen Anlagestrategien für größere Vermögen – welche Impulse bietet euer Finanzratgeber in puncto praxisnahe Hilfestellungen? Wie würdet ihr dieses Buch eurem Freund bzw. Freundin vorstellen? Warum sollten sie es lesen?

Edda: Das Buch ist der Reiseführer für die lebenslange Investmentreise vom ersten Depot bis zur komplexeren Vermögensstruktur. Für verschiedene Anlageziele, egal ob Kurz-, Lang oder Mittelstrecke, gibt es echte Beispiele und motivierenden Praxistipps, die Mut machen, direkt loszulegen. Zu vielen Themen gibt es digitale Extras wie Videos, die helfen, das Gelernte direkt umzusetzen

Fabienne: Unser Buch ist ein Lebensbegleiter, der in jeder unterschiedlichen Lebensphase anders gelesen werden kann. Genauso wie wir uns verändern, so verändert sich auch unsere Investmentbiographie. Das Buch kann komplett gelesen werden, es kann aber auch gut als Nachschlagewerk genutzt werden.

Wir hoffen, unser Buch motiviert viele, endlich anzufangen. Denn es geht nicht um die maximale Rendite, sondern darum, die Risiken zu kennen und bewusst einzugehen.


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