Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Wir alle haben einen kleinen Dinosaurier in uns

Das ist so und niemand kann es leugnen. Wann der Dinosaurier allerdings zum Leben erwacht, ist unterschiedlich, wie ich euch an zwei kurzen Beispielen zeigen möchte:

Regelmäßige Meetings finden häufig in den gleichen Räumen statt und die meisten Teilnehmer sitzen immer auf den gleichen Plätzen – beobachtet das einmal! Kommt ein neues Teammitglied dazu und setzt sich auf euren Platz, werdet ihr kurz stutzen und euch erst mal auf einen anderen Platz setzen. Ist der Dinosaurier in euch besonders markant, werdet ihr vor dem nächsten Meeting immer ein paar Minuten früher in den Raum gehen, um ja wieder euren gewohnten Platz zu bekommen.

Geht euer Team immer um die gleiche Uhrzeit essen? Dann kommt euch Folgendes sicherlich bekannt vor: Einer eurer Kollegen steckt noch in einem Telefonat, der Gang zur Kantine verzögert sich und der eine oder andere wird schon nervös, wenn es nicht zur gewohnten Zeit losgeht.

Willkommen Tyrannosaurus Rex!

Dieses Verhalten ist erst mal ok, denn jeder hat irgendwelche Gewohnheiten und Verhaltensmuster. Diese treten immer wieder in bestimmten Situationen automatisch hervor. Gewohnheiten helfen euch ja auch dabei, den vielschichtigen Alltag besser zu meistern. Vor allem, wenn es darum geht, die Personen um euch herum besser und schneller zu verstehen und einzuschätzen – weil ihr eben ihre Gewohnheiten und Marotten kennt.

Starre und unbewegliche Verhaltens- und Denkmuster haben allerdings auch negative Auswirkungen. Sie hindern euch nicht nur an eurer persönlichen oder beruflichen Weiterentwicklung, sondern blockieren auch die Weiterentwicklung in eurem Team und unter Umständen im gesamten Unternehmen.

Ein Beispiel: Ihr habt sicherlich auch Prozesse im Unternehmen oder sogar in eurer Abteilung, bei denen jeder weiß, dass sie nicht richtig funktionieren und anders gestaltet effizienter wären. Allerdings ändert das niemand, denn es wurde ja schon immer so gearbeitet! Wie oft habt ihr den Satz „Aber das haben wir doch immer so gemacht.“ schon gehört? Also ich schon ziemlich oft!

Vertreibt den Dinosaurier in euch!

Der erste Schritt ist die Identifikation eures Dinosauriers. Um ihn in Schach zu halten, solltet ihr euch also zunächst folgende Frage stellen: Wer oder was ist euer größter Dinosaurier? Es kann eine Person, ein Prozess oder ein Verhaltensmuster sein. Meine Empfehlung lautet: Fangt immer erst bei euch an. Es ist leicht, anderen Personen sture Verhaltensmuster vorzuhalten und euch selbst außen vor zu lassen. Selbstreflexion über das eigene Handeln und die Auswirkungen des eigenen Handelns auf Kollegen, das Team oder das Unternehmen sind der erste Schritt, um sich weiterzuentwickeln.

Aber was ist so schlimm an festen Verhaltens- und Denkmustern?

Das Hauptproblem ist der eigene Stillstand und der Stillstand der Mitmenschen um uns herum, den wir verursachen. Vor allem die IT ist eine sich ständig schneller drehende Welt. Nicht nur die Technologie, sondern auch die Anforderungen ändern sich permanent. Das steht im starken Widerspruch zu dem natürlichen Bedürfnis, ein gewisses Maß an Ordnung und Kontrolle in euer Leben zu bringen. Gebt ihr dem Wunsch nach Stillstand nach, verliert ihr als IT-Experten und als Firma schnell den Anschluss. Das gilt für Mitarbeiter auf allen Ebenen.

Manche Führungskräfte haben nämlich häufig folgendes Problem: Sie bemerken nicht, dass ihr einschränkender und autoritärer Führungsstil nicht mehr adäquat ist. Dadurch geben sie ihren Mitarbeitern keinen Raum für Selbstverwirklichung. In der heutigen Geschäftswelt stellen allerdings vielmehr eigenverantwortliches Handeln, Entscheidungsfreiheit und selbstbestimmtes Arbeiten die zentralen Motivationsfaktoren für Mitarbeiter dar. Wird ein Mitarbeiter durch das Verhalten der Führungskraft eingeschränkt, ist er demotiviert und die Fluktuationsgefahr erhöht sich. Durch zu starke Einschränkungen – etwa in Form von starren Mustern − kann sich der Mitarbeiter nicht weiterentwickeln und bleibt stehen. Und sind wir mal ehrlich: Stillstand kann wohl kaum der Wunsch einer Führungskraft sein.

Denkt über euer Handeln, eure Verhaltensmuster und eure aufgestellten Regeln nach. Schränken sie eure Mitarbeiter ein? Dann seid ihr in der Verantwortung, etwas dagegen zu tun und zwar nach dem Motto: „Raum lassen, andere entscheiden lassen, verwirklichen lassen.“ Ich verspreche euch, es tut nicht weh und ihr werdet überrascht sein: Eure Mitarbeiter können eigenverantwortlich entscheiden und selbstgesteuert arbeiten. Wirklich! Und sie werden es euch mit erhöhter Arbeitsmotivation danken.

Aber auch ihr als Teammitglieder müsst über eure Denkmuster nachdenken. Wie reagiert ihr als Entwickler, wenn es heißt, dass ihr nun ein neues Tool oder eine neue Technologie kennenlernen sollt. Was ist euer erster Gedanke? Freut ihr euch oder denkt ihr „Warum? Das alte Tool funktioniert doch gut.“ oder „Wir haben noch nie Cloud-Lösungen gebaut. Warum denn jetzt auf einmal?“

Habt ihr noch nie darüber nachgedacht, dass es sinnvoll ist, nicht nur ein Tool zu beherrschen und nicht nur immer den gleichen Software-Stack zu verwenden? Die Rechnung ist ganz einfach, denn umso mehr ihr könnt, desto mehr Lösungsmöglichkeiten habt ihr.

Verschließt ihr euch vor Neuem, gehört ihr bald zum alten Eisen

Die Motivation nicht stehen zu bleiben, liegt immer bei euch! Es kann nicht sein, dass ihr euch nur dann ändert und eure Verhaltensweisen überdenkt, wenn ihr dazu aufgefordert werdet. Veränderung, Weiterentwicklung und der Wunsch, nicht stehen zu bleiben, müssen aus eurer eigenen Motivation entstehen. Nur so könnt ihr eurem Dinosaurier auch auf Dauer die Stirn bieten.

Gibt euch euer Arbeitgeber die Möglichkeit, euch mit neuen Themen zu beschäftigen, dann ergreift die Chance!

Ein paar Tipps zur Weiterentwicklung

Zu guter Letzt möchte ich euch noch einige kleine Tipps mit auf den Weg geben, die euch dabei helfen, durch kleine tägliche Veränderungen größere Weiterentwicklungen zuzulassen:

  • Setzt euch nicht immer in Meetings auf den gleichen Platz. Ein anderer Platz verändert nämlich zwangsläufig eure Perspektive auf die anderen Teilnehmer und vielleicht auch auf das Gesagte.
  • Geht nicht immer zur gleichen Uhrzeit zur Kaffeepause oder zum Mittagessen. Ist euch schon aufgefallen, dass ihr dabei immer nur die gleichen Personen trefft? Zu einer früheren oder späteren Zeit lernt ihr vielleicht neue Leute kennen, mit denen ihr euch austauschen könnt.
  • Ihr seid Softwareentwickler? Wie wäre es dann mal mit einem Buch über Akquise oder Webmarketing? Unterhaltet euch doch einfach mal mit Kollegen aus diesen Bereichen. Ihr werdet erstaunt sein, welche neuen Erkenntnisse ihr auch für eure eigenen Tätigkeiten gewinnen könnt.
  • Ihr habt das Gefühl, alles in eurer Firma ist zum Stillstand gekommen? Macht einfach den ersten Schritt und zeigt nicht nur ein Problem auf. Ergreift die Möglichkeit und bietet gleich selbst eine Lösung an, die ihr dann auch umsetzen könnt.
  • Interessiert euch eine Technologie oder ein bestimmtes Thema? Wartet nicht, bis jemand auf euch zukommt und fragt, ob ihr euch damit beschäftigen wollt. Wer hindert euch daran, dass ihr vielleicht selbst einen kleinen Prototyp baut oder euch selbst mit einem neuem Thema befasst? Niemand! Wartet ihr einfach nur ab, wird vermutlich niemand kommen und ihr hemmt nur eure eigenen Entwicklungsmöglichkeiten.

Ich persönlich gehöre zu den Menschen, die eigenverantwortliches, selbstgesteuertes Arbeiten und permanente Weiterentwicklung für existenziell halten. Nicht nur für mich, sondern auch für mein Team und bei meinen Führungskräften.

Das Foto zeigt übrigens meinen T-Rex von Lego. Er steht bei mir im Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch und erinnert mich täglich daran, dass ich kein Dinosaurier sein will.

Bild Rahel Richter

Autorin Rahel Richter

Rahel Richter ist IT-Projektmanagerin und .net Softwareentwicklerin bei adesso Schweiz und verantwortlich für die Anforderungsanalyse sowie Kunden- und Applikationsbetreuung. Nebenbei studiert Rahel Wirtschaftspsychologie, Leadership und Management und vereint somit die Kommunikationskenntnisse aus der Wissenschaft mit ihrer langjährigen Berufserfahrung.

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