Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Die adesso-Länder im Vergleich

Kurz zusammengefasst – der prozentuale Frauenanteil im Überblick:

Bulgarien (28,2 %), Finnland (23,9 %), Dänemark (22,9 %), Schweden (21,9 %), Spanien (19,4 %), Österreich (19,0 %), Deutschland (19,0 %), Niederlande (17,5 %), Ungarn (14,05 %), Schweiz (16,3 %), Türkei (16,8 %)

Mögliche Gründe für den ungleich verteilten Frauenanteil

Gender Equality

Der Gender-Equality-Index misst, wie es um die Geschlechtergerechtigkeit in einem Land steht. Mit einbezogen werden Faktoren wie etwa die Verteilung der politischen Macht, Gesundheit, aber auch Finanzen oder Bildung und die Verteilung von Care-Arbeit.

Es könnte gemutmaßt werden, dass in Ländern, in denen das Geschlechterverhältnis gesellschaftlich gleichberechtigter ist, auch ein höherer Anteil an Frauen „typische Männerberufe“ ausübt. Eine Studie fand jedoch genau das Gegenteil heraus und widerlegt damit den für viele Menschen naheliegenden Zusammenhang zwischen Gleichberechtigung und der Berufswahl von Frauen.

Die Erkenntnis der Studie: In Ländern, in denen Frauen weniger gleichberechtigt sind, ist der Anteil von Frauen in der IT zum Teil deutlich höher als in Ländern mit einer ausgeprägteren Gleichberechtigung der Geschlechter. Diese Erkenntnis wird als Gender-Equality-Paradox bezeichnet und in der folgenden Abbildung nochmals veranschaulicht.

Aber woran liegt es jetzt, dass Frauen in Ländern mit einem geringeren Gender-Equality-Index sich eher für Berufe in der Tech-Branche entscheiden? Um dies genauer zu untersuchen, habe ich folgende Gegenhypothese aufstellt:

Frauen suchen sich gerade dann, wenn die Chancengleichheit im Land weniger gut ausgeprägt ist, Berufe aus, über die sie als Frauen eine bessere gesellschaftliche Position erreichen.

Diese Hypothese ist mit Blick auf die Zahlen und das oben beschriebene Gender-Equality-Paradox naheliegend, jedoch nur schwer belegbar. Eine Studie der Leeds Becket University aus dem Jahr 2018 fasste die wirtschaftlichen Chancen und Nöte sowie soziales und persönliches Wohlergehen in dem Indikator „allgemeine Lebensumstände“ zusammen. Zudem wurde die Korrelation zwischen den allgemeinen Lebensumständen und der Berufswahl genauer untersucht.

Die Studie kann nur teilweise belegen, dass Frauen in Ländern mit einer geringeren Geschlechtergerechtigkeit den Weg der MINT-Karriere (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gehen, um eine bessere Position in der Gesellschaft zu erlangen. Zwar wird beschrieben, dass der MINT-Karriereweg in Ländern mit geringerer Geschlechtergerechtigkeit als Investition in eine sicherere Zukunft gesehen wird, allerdings geht die in der Studie durchgeführte Mediationsanalyse lediglich von einer Reihe an Annahmen aus. Der genannte Zusammenhang ist naheliegend, aber durch die Studie nicht zu 100 Prozent belegbar.

Best-Practice-Beispiel Bulgarien?

Bei Bulgarien handelt es sich um ein EU-Land und gleichzeitig um ein Land mit adesso-Standort. Wie in der zweiten Abbildung zu sehen ist, weist Bulgarien einerseits einen führenden Frauenanteil in der Tech-Branche auf, besitzt aber andererseits im Vergleich zu Deutschland einen deutlich niedrigeren Gender-Equality-Index. Woran liegt es, dass dieses Land trotz der geringeren Geschlechtergleichstellung einen solch hohen Frauenanteil in der IT vorlegen kann? Schauen wir genauer hin:

Einer der prägnantesten Gründe ist die Geschichte des Landes. In den Jahrzehnten des Sozialismus wurden Frauen nicht nur allgemein zur Berufstätigkeit aufgerufen, sondern auch ausdrücklich dazu motiviert, technische Berufe zu ergreifen. Daraus resultiert, dass es eine Vielzahl weiblicher Role Models im Land gibt, die sich positiv auf die Entscheidung von Mädchen und Frauen auswirkt, eine Karriere in der Tech-Branche einzugehen. Außerdem wird davon berichtet, dass Bulgarien seit dem EU-Beitritt 2007 als Magnet für internationale IT-Firmen gilt.

Schauen wir uns das Bildungssystem an, lässt sich erkennen, dass viele Bildungseinrichtungen des Landes einen technischen Schwerpunkt haben  genauer sind es 200 Gymnasien und 15 Universitäten, die diesen Schwerpunkt verfolgen. Hinzu kommt, dass es an vielen Universitäten eine Frauenquote gibt.

Frauen in der IT – ein außereuropäischer Vergleich

Der globale Durchschnitt des Frauenanteils in der Tech-Branche liegt bei 28 Prozent. Wie in der folgenden Abbildung erkennbar ist, knacken zum Beispiel China oder Südostasien diesen Durchschnitt noch um ein paar Prozent.

Best-Practice-Beispiel Südostasien?

Im außereuropäischen Vergleich ist Südostasien mit 32 Prozent Frauenanteil in der Tech-Branche eine der führenden Regionen. Als wichtigster Faktor für den hohen Frauenanteil gelten vor allem spezielle Programme im Tech-Sektor, die auf die Rekrutierung, Bindung und Förderung von Frauen zugeschnitten sind.

In diesem Zusammenhang wurde untersucht, welche Einflussgrößen (Familie, Vorbilder etc.) in den einzelnen Karriereschritten für Frauen von besonderer Bedeutung sind und wie sich diese in den einzelnen Ländern und Regionen unterscheiden. Beispielsweise wurde herausgefunden, dass Frauen in Thailand sich bei der Wahl der Ausbildung besonders stark von Familie und Gesellschaft beeinflussen lassen, während Frauen in Singapur eher Vorbilder und Frauennetzwerke als entscheidende Einflussgrößen zur Wahl der Ausbildung angegeben haben. Des Weiteren wurden Einflussgrößen für die einzelnen Karriereschritte, die Wahl des ersten Jobs und die langfristige Karriere untersucht. Es scheint, dass diese differenzierte Betrachtung innerhalb der Programme als ein entscheidender Erfolgsfaktor zu betrachten ist.

Fazit

In diesem Blog-Beitrag wollte ich euch einen Überblick geben, wie es um den Frauenanteil in der IT steht, wie es bei den adesso-Länder im Vergleich aussieht und welche möglichen Gründe es für die zwischen den Ländern schwankenden Zahlen geben könnte. Als Erfolgsfaktoren lassen sich Punkte wie Role Models, ein gut ausgebautes Bildungssystem oder die differenzierte Rekrutierung, Bindung und Förderung von Frauen herausstellen.

All diese Punkte lassen sich natürlich nicht ad hoc umsetzen. Die Entwicklung zeigt aber, dass es sich lohnt, immer wieder über den eigenen Tellerrand zu schauen, um neue Denkanstöße zu bekommen.

Übrigens, mit der Initiative „She for IT“ hat sich adesso die Stärkung und Förderung von Frauen in der IT-Branche zum Ziel gesetzt. Auf unserer Website erfahrt ihr mehr zu unserer Initiative sowie über zahlreiche Maßnahmen und Aktionen.

Weitere spannende Themen aus der adesso-Welt findet ihr in unseren bisher erschienen Blog-Beiträgen.

Bild Helen  Bartjes

Autorin Helen Bartjes

Helen Bartjes studiert im Master „Gesundheit und Diversity in der Arbeit“ und ist bei adesso als Werkstudentin in der She-for-IT-Initiative tätig. Durch das Studium und den Job bei adesso kann sie ihre persönlichen Interessen und Anliegen in ihre Berufsleben einbringen und ihren Teil zu einer diverseren Gesellschaft beitragen.

Kategorie:

Inside adesso

Schlagwörter:

IT

Diversität

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