Reto Zurbuchen ist Softwareentwickler in der Geschäftsstelle Bern von adesso Schweiz. Aktuell beschäftigt er sich mit Client-Server-Anwendungen und der neuen Technologie Xamarin. Manchmal kommt er mit Pfeil und Bogen ins Büro – und die nicht eingeweihten Kollegen wundern sich. Aber wer Reto näher kennt, weiß, dass der 38-jährige Informatiker ein abenteuerliches Hobby pflegt: Life Action Role Playing, in der Szene kurz LARP genannt.
Reto Zurbuchen: Life Action Role Playing ist ein Rollenspiel, das wir organisiert in Gruppen spielen. Wir schlüpfen hier in eine Rolle und spielen in einer vorgegebenen Handlung mit. Dabei sind wir authentisch und zeitgemäß verkleidet und ausgestattet. Wir spielen also Charaktere in nachgestellten Umgebungen. Wie in einem Theaterstück, nur ohne Zuschauer –und das über mehrere Tage hinweg.
LARP-Spieler in einem Piraten-Setting (Copyright: Corinne Senn bzw. www.axenas-fotowelt.ch)
Am liebsten bin ich als Späher und Bogenschütze namens Maluko im Mittelalter beziehungsweise im Fantasy-Umfeld unterwegs und erlebe Abenteuer, die für diese Zeit typisch sind. Es gibt aber auch Settings wie Piraten, Science Fiction, Endzeit/Apokalypse oder Western. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Die Spielveranstaltungen finden an Wochenenden statt, meist von Freitagabend bis Sonntagmittag. Organisiert wird das Ganze von privaten Initiatoren oder LARP-Vereinen. Die Informationen dazu finden sich im Web – in der Schweiz ist das die Seite www.larpkalender.ch. Ich bin Teil einer Gruppe und wir fahren zu öffentlich ausgeschriebenen Events. Die finden häufig in ländlichen Regionen statt, wo man viel Platz zum Austoben hat.
Ja, wir suchen uns Pfadfinder- oder Waldhütten, die wir nutzen können oder nehmen unsere eigenen authentischen Zelte mit. Wichtig für uns ist, dass das Spiel hauptsächlich im Freien stattfinden kann.
Wir sind ja Abenteurer und suchen uns ein Revier, in das wir dann für einige Zeit abtauchen können.
Ja. Sobald alle anwesend und umgezogen sind, schlüpfen wir in unsere Rolle und spielen den Part dann durchgängig bis zum Ende des Wochenendes. Wir sprechen uns auch in unseren Rollen an und agieren die ganze Zeit, die wir miteinander verbringen, als unser Spieler-Charakter.
Ich habe früher gar keine Rollenspiele am PC gespielt. Eher Wirtschaftssimulationen und Strategiespiele. Ich kam über ganz simple Tischrollenspiele dazu. Die haben wir im Freundeskreis am Tisch gespielt und so entstand die Idee: Lasst uns das doch in echt machen!
Das Schöne dabei ist, in eine andere Rolle zu schlüpfen, in eine andere Welt abzutauchen. Fern des Alltags und der Routinen. Auch immer draußen zu sein, dort, wo es ausreichend Platz gibt, macht Spaß. In der LARP-Szene kennen nur wenige meinen richtigen Namen. Für die meisten bin ich Maluko. So werde ich von meinen LARP-Freunden auch oft abseits des Spiels genannt.
Mittelalter-Szenario an einem LARP-Wochenende (Copyright: Corinne Senn bzw. www.axenas-fotowelt.ch)
Die Spielwochenenden werden von einzelnen LARP-Gruppen organisiert. Die haben dann auch die Spielleitung, organisieren den Platz und entwerfen das Szenario, das Spielsetting sozusagen. Die Spieler werden dabei bereits bei der Anmeldung in zwei Gruppen eingeteilt. Das sind die Spieler-Charaktere, die SCs, und die Nicht-Spieler-Charaktere, die NSCs. Die NSCs agieren im Sinne der Spielleitung, die SCs spielen ganz frei, können also improvisieren und sich nach Belieben ausleben.
Nein, so darf man das nicht sehen. Wir machen das, weil es Spaß macht, in der Gemeinschaft und mit anderen zusammen zu sein. Daraus entstehen durchaus private Freundschaften, auch Beziehungen. Wir sehen uns teils auch außerhalb der „Cons“, also der Conventions, wie die Treffen heißen. Private Dinge tauschen wir entweder vor oder nach dem Spiel aus.
Momentan sind das jährlich so vier bis fünf Wochenenden, an denen ich mit meiner Gruppe zu LARPs unterwegs bin. Also nicht so viele.
Ja, das stimmt. Vermutlich als Ausgleich zu unserer Schreibtisch- und Bildschirmarbeit. Die Bewegung und das Spiel in der freien Natur sind ein idealer Kontrast dazu – und tun einfach gut. Ich zum Beispiel kann wunderbar abschalten, wenn ich im Wald auf Spurensuche gehe.
Nein, nicht in den Klamotten, aber schon mal mit Pfeil und Bogen – wenn ich abends ins Schießtraining gehe. Ansonsten ist das rein mein Privatvergnügen.
Danke dir für diese interessanten Einblicke! Und viel Spaß weiterhin mit diesem Hobby!
Links mit weiterführenden Informationen zu LARP:
... ist als Softwareentwickler bei adesso in Bern tätig. Seit seinem Master-Abschluss in Informatik an der Universität Bern ist er in diversen Projekten aktiv. Neben seiner Arbeit gibt er regelmäßig Kurse in Erster Hilfe und im Rettungsschwimmen.
E-Mail: reto.zurbuchen@adesso.ch